Griechenland-Krise: Ifo-Chef Sinn warnt vor massiven Vermögensverlusten Deutschlands. Einschaltung des IWF gefordert. Kritik an „Eitelkeiten der EU-Politiker“. - „Wenn die jetzige EU erst einmal das Mandat erhält, Vermögen in Europa umzuverteilen, dann wird es kein Halten mehr geben."
Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn hält die Einschaltung des Internationalen Währungsfonds (IWF) für die sinnvollste Sofortmaßnahme, um Griechenland zu helfen.
Der IWF habe „viel Erfahrung mit der Rettung gefährdeter Länder“, schreibt Sinn in einem Gastbeitrag für die am Montag erscheinenden WirtschaftsWoche, Anders als es die EU je könnte, argumentiert Sinn, „setzt der IWF einen strikten Sparkurs durch und zahlt sein Geld nur in Tranchen nach dem Erfolg der Sparanstrengungen“.
Die politischen Widerstände gegen IWF-Hilfen an Griechenland kann Sinn daher nicht nachvollziehen. Wenn die Einschaltung des IWF „die Eitelkeiten der EU-Politiker verletzt, ist das deren Problem.“
Die EU zur Entschuldung Griechenlands einzuschalten, wäre hingegen laut Sinn „ein fundamentaler Paradigmenwechsel, den die großen EU-Länder nicht ohne ein Neuverhandlung des Vertrags von Lissabon mit einer Änderung der Stimmengewichte im EU-Parlament und Ministerrat zulassen dürfen“.
Sinn warnt: „Wenn die jetzige EU erst einmal das Mandat erhält, Vermögen in Europa umzuverteilen, dann wird es kein Halten mehr geben. Da die gefährdeten Staaten, zu denen neben Griechenland auch Portugal, Spanien, Irland, Belgien und Italien gehören, bei EU-Entscheidungen mit abstimmen, sind massive Vermögensverluste für Deutschland programmiert.“
Sinn konkretisierte in seinem Beitrag seine am Mittwoch bekannt gewordene Forderung, Griechenland solle notfalls die Währungsunion verlassen. Das zentrale Problem Griechenlands sei das „gigantische Leistungsbilanzdefizit von zuletzt knapp 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.“
Um das Defizit zu beseitigen, müsse Griechenland abwerten, nur so könnten die Importe reduziert und die Exporte gestärkt werden. Sinn: „Das Land kann innerhalb der Euro-Zone aber nur abwerten, indem es seine Löhne und Preise senkt. Das würde Mord und Totschlag bringen, weil sich jede Gruppe, bei der die Kürzungen anfangen, radikalisiert.“
So bleibe „nur die offene Abwertung durch den Austritt aus der Euro-Zone, gekoppelt mit einem Schuldenmoratorium, das die Ansprüche der Gläubiger kürzt. Die Verluste der deutschen Banken wären ein Klacks im Vergleich zu den Lasten eines europäischen Finanzausgleichs.“
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