Anders als die erste Ausschreibung, die Northrop-Airbus 2008 gewonnen hatte,sei die jetzige Ausschreibung "maßgeschneidert auf den kleineren undweniger leistungsfähigeren Flieger der Konkurrenz. Es geht hier nicht mehr umdas beste Tankflugzeug und auch nicht um einen fairen Wettbewerb“,erklärte Enders in der Nacht zum Dienstag auf FTD-Anfrage.
Enders bedauert, dass Airbus nun nicht mehr im Rennen um den 35 Mrd.Dollar-Auftrag für zunächst 179 Tankflugzeuge ist. „ Die US-Luftwaffeweiß, dass wir bei weitem das bessere Produkt anbieten“. Der Airbus-Chefverweist darauf, dass der Rückzug eine Entscheidung des US-Partners NorthropGrumman als Anführer des Konsortiums ist. „Wenn unser Partner heute davonüberzeugt ist, dass wir in diesem Umfeld keine Chance haben zu gewinnen, egalwir gut unser Angebot ist, kann ich dieser Einschätzung nur folgen.“Enders deutet damit an, dass die Rückzugs-Entscheidung des US-Partners von demeuropäischen Flugzeughersteller nicht forciert wurde.
Nach FTD-Informationen hatten vier europäische Regierungschefs bereits imDezember US-Präsident Barack Obama schriftlich um einen fairen Wettbewerb beider Tanker-Neuausschreibung gebeten. „Der Präsident hat noch nicht einmaleine Antwort für erforderlich erachtet“, sagt ein Kenner der Szene.„Das ist einmalig in der Geschichte der NATO und die Botschaft ist, dassdiese US-Regierung nicht an einer offenen und fairen Zusammenarbeit in derRüstungsbeschaffung interessiert ist.“
Auf die Frage, ob er die Ausschreibungsbedingungen als Protektionismus bewerte,lehnte Enders einen Kommentar ab. „Politische Bewertungen überlasse ichanderen.“ Für ihn sei nur klar, „dass sich unter den derzeitigenBedingungen ein Antritt von uns wirtschaftlich nicht lohnt.“
Für Airbus/EADS ist das Aus um die Tanker-Neuausschreibung ein schwererRückschlag in den US-Expansionsplänen der Europäer. 2008 hatte das TeamNorthrop Grumman/Airbus den Konkurrenten Boeing bei der Ausschreibung deutlichgeschlagen. Nach Boeing-Protesten wurde der Zuschlag wieder aberkannt und eserfolgte eine Neuausschreibung. Sie orientiert sich eher an dem kleineren undälteren Boeing-Modell 767.
„Wir sind natürlich über diese Situation sehr frustriert“, sagtEnders. „Aber die eigentlichen Verlierer sind die US-Luftwaffe und dieUS-Steuerzahler.“ Die Luftwaffe sei nun gezwungen, „die zweitbesteLösung zu akzeptieren und der US-Steuerzahler wird am Ende mehr zahlen für diekleineren und weniger leistungsstarken Modelle“. Großen Schaden dürftenach Ansicht von Branchenkenner auch die transatlantische Rüstungs-Kooperationnehmen.