Die Deutsche Telekom steht im Zentrum einer ungeheuren Bespitzelungsaffäre. Umundichte Stellen im Vorstand und Aufsichtsrat aufzuspüren, sammelte und überprüfte der Konzern offenbar über ein Jahr lang Telefonverbindungsdaten von Aufsichtsräten und Managern.
Eine Berliner Beratungsfirma sollte diese Datensätzeauswerten und mit den Telefonnummern von Journalisten abgleichen. In einem Faxder Firma, das vor wenigen Wochen erste interne Ermittlungen bei der Telekom aus-löste, heißt es: Ziel der Spähoperationen „Clipper“, „Rheingold“ und einiger anderer„Nebenprojekte“ sei die „Auswertung mehrerer hunderttausend Festnetz- und Mobilfunk-Verbindungsdatensätze der wichtigsten über die Telekom berichtendendeutschen Journalisten und deren private Kontaktpersonen“ gewesen.
Nach ersten Plausibilitätsprüfungen beschloss Telekom-Chef René Obermann, die brisanten Daten und Anschuldigungen, die allesamt vor seinem Amtsantritt lagen, der Bonner Staatsanwaltschaft zu übergeben. Die prüft inzwischen die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens. Informiert wurden von der Telekom nach SPIEGEL-Informationen auch das Kanzleramt, das Bundesfinanzministerium und Teile des Aufsichtsrats. Die Telekom selbst bestätigte gegenüber dem SPIEGEL, dass man den Vorgang an die Ermittlungsbehörden weitergeleitet habe. Allerdings könne man zu Einzelheiten keine Stellung nehmen.