Gehen Sie noch tanken oder fahren Sie schon U-Bahn, so wie jetzt die meisten Berufstätigen in der 18 Millionen Stadt Los Angeles? Diesel, Normalbenzin und Super haben jetzt schon den gleichen Preis. Der Rekordölpreis von in der Spitze 135 USD/Barrel lässt nicht nur die Autofahrer, sondern auch die Anleger erzittern. Die Stimmung wird an den Weltbörsen aufgrund der steigenden Ölpreise immer schlechter. Sowohl der DAX fiel unter die zuvor hart umkämpfte 7000-er Marke als auch der Dow Jones unter die 12700-Marke, womit wichtige Widerstandszonen durchbrochen wurden. Jetzt fehlt nur noch dass der Nikkei am Montag unter 14.000 Indexpunkten fällt und schon ist die charttechnische Konstellation eher bearish zu sehen.
Gründe für den starken Ölpreisanstieg gibt es reichlich. 1. Die Ölvorräte nahmen überraschend stark um 5.3 Mio. Barrel ab. 2. Für den Spätsommer werden diesmal 9 schwere Hurrikans von der NOAA prognostiziert 3. Die Terminkontrakte liegen alle über den Spotpreisen. 4. Die Finanzspekulanten sehen die Ölpreise weiter steigen und treiben damit auch den Ölpreis weiter an. 5. Der Direktor der Internationalen Energie-Agentur (IEA) Nobua Tanaka schnürt mit seinem neuen Bericht Ängste über Angebotsverknappungen in der Zukunft aufgrund der schnelleren Ausschöpfung der Ölfelder bis 2030. Die bisher prognostizierte steigende Ölproduktion auf 116 Mio. Barrel am Tag sollen kräftig nach unten korrigiert werden. Die genauen Ergebnisse werden im November vorgestellt. 6. Schon jetzt produzieren die großen Ölgesellschaften bei den großen Ölfeldern deutlich weniger als in den Vorjahren, was die Theorie des „Peak Oils" bekräftigt. Auch russische Ölunternehmen haben im 1. Quartal erstmals seit Jahren 2% weniger produziert als im Vorjahr. 7. Die OPEC produziert schon fast am Limit, kann also kaum durch Fördermengenausweitungen helfen. 8. Auf der anderen Seite steigt die Ölnachfrage vor allem in Asien weiter an.
Goldman Sachs hält daher einen Ölpreis von 200 USD/Barrel in der Spitze in diesem Jahr für möglich und rechnet mit einem Durchschnittspreis von 146 USD/Barrel in der zweiten Jahreshälfte. Wo aber liegt die Schmerzgrenze des Ölpreises für die Wirtschaft und den Verbraucher? Gibt es bald wieder Fahrverbot für alle Pkw an jedem zweiten Sonntag? Die neuen Rekordölpreise dürfte die Kosten von vielen Unternehmen, nicht nur von Fluggesellschaften, erhöhen und damit die Gewinne schmäleren. Die schleppende Automobilkonjunktur könnte eine Mega-Krise mit Massennetlassungen im Automobilsektor auslösen. Sogar Dessous werden teurer, da die Kunststoff-Fasern auf Ölprodukten bestehen, ebenso wie Windeln, die zunehmend alte Menschen brauchen. Auch das BSP-Wachstum dürfte sich weltweit verlangsamen, weil auch der Konsum dann abnimmt, wenn die Preise steigen und beim Verbraucher immer weniger in der Kasse ist. Die Kaufkraft dürfte immer mehr abnehmen, was einige Konsumwerte wie Mark Spencers in GB hart treffen wird.
Auch bei einigen Agrarrohstoffen gab es im letzten Monat Preiskorrekturen wie beim Weizen um 8,5% auf 745 USD und Zucker um 13% auf 10,5 USD. Im 1 Jahresvergleich befinden sich die Agrarrohstoffe aber immer noch auf sehr hohem Niveau. So ist Weizen um 57% auf 745 USD, Mais um 62% auf 596 USD, Sojabohnen um 67% auf 1325 USD, Zucker um 17% auf 10,4 USD, Kaffee um 20,5% auf 134 USD und Kakao um 31% auf 2575 USD gestiegen. Zuletzt verdoppelte sich auch der Reispreis aufgrund von Missernten und Überflutungen in Asien.. Und überall mischen hier auch Finanzspekulanten mit, was es früher in diesem Ausmaß nicht gab! Der letzte „Renner" für smarte Finanzinvestoren sind nun Fleischpreise, die stark anzogen. Auch Düngemittelpreise waren aufgrund der Chinanachfrage dramatisch angestiegen, wovon auch russische Düngemittelhersteller enorm profitierten. Seit Anfang letzten Jahres haben sich die Düngemittelpreise von 250 auf 750 USD/Tonne verdreifacht. Dementsprechend verdoppelten bis vervierfachten sich auch die Quartalsgewinne im 1. Quartal.
Hinweise: Der Autor wird am 7. Juni anlässlich des Emerging Market Kongresses in München einen Vortrag über die „Neuen Investmentchancen in Osteuropa“ halten. Dort wird auch die Investment-Legende Dr. Mark Faber seine Einschätzung zu den Weltbörsen geben. Verpassen Sie diesen Termin nicht (Anmeldung www.investoren-akademie.de)!