Beginn der Phase der Auflösung der Welt- und öffentlichen Ordnung: Währungskonflikte und Finanzkatastrophen. Handelskonflikte. Staatspleiten. Soziale und politische Krisen und Unruhen. Außenpolitische Krisen.
Eine Analyse des GlobalEurope Anticipation Bulletin (GEAB)
Mit Ende des ersten Quartals 2010 mehren sich im Bereich der Finanzen,der Handelsbeziehungen, der Wechselkurse und der Außenpolitik dieZeichen bevorstehender internationaler Konflikte.
Gleichzeitig nehmeninnerstaatlich die sozialen Spannungen zu. Daher ist LEAP/E2020 nunmehrin der Lage, eine erste Vorhersage über die wahrscheinlicheAbfolge der Ereignisse in der Phase des Zerfalls der Welt- undöffentlichen Ordnung vorzulegen.
Wir erinnern daran, dass diese Phasenur dann den Weg zur einer dauerhaften Neuordnung des internationalenSystems eröffnen kann, wenn innerhalb der nächsten fünfJahre die richtigen Schlussfolgerungen aus dem Zusammenbruch derNachkriegsweltordnung gezogen werden.
Das heißt, dass insbs. einneues internationales Währungssystem aufgebaut werden muss, dasdas alte, das sich auf den Dollar als globale Leit – undReservewährung stützt, ablöst.
Die neue internationaleWährung muss eine Korbwährung aus den wichtigstenWährungen der Welt sein, deren Zusammensetzung sich nach demjeweiligen Gewicht der darin repräsentierten Wirtschaften richtet.
Als LEAP fast genau vor einem Jahr, am Vortag des ersten G20-Treffens in London, auf einer ganzen Seite der Financial Timesdiese Vision den Regierungen der großen Staaten unterbreitete,sagten wir, dass diese Reform bis spätestens zum Sommer 2009eingeleitet sein müsse; sonst drohe ab dem Jahresende 2009 derZerfall der Welt – und öffentlichen Ordnung (1).
Der Feuerring der Staatsschulden – schaubildliche Zuordnung derStaaten entsprechend ihrer Schulden und ihrer öffentlichenDefizite (in % des BIP) - Quelle: Reuters Ecowin, 02/2010 Das Scheitern des Kopenhagener Gipfels vom Dezember 2009 ist einNachweis für die Richtigkeit unserer Vorhersage: Dort ging vor demHintergrund wachsender chinesisch-amerikanischer Spannungen undUneinigkeit zwischen den westlichen Staaten (2) eine beinahezwanzigjährige rührige internationale Zusammenarbeit in derKlimapolitik zu Ende.
In den internationalen Beziehungen nehmen dieSpannungen und Konflikte zu, während der Einfluss Amerikas undseine Fähigkeit, die anderen Staaten hinter sich zu einen (3) oderwenigsten seine eigenen Interessen und die seiner engstenVerbündeten zu wahren, mit jedem Monat mehr schwindet (4). ZumEnde des ersten Quartals 2010 kann man insbs. folgende wichtigeEntwicklungen festhalten:
- Die ständige Verschlechterung der Beziehungen zwischen China und den USA (Streitpunkte: Taiwan, Tibet, Iran, Wechselkurs Yuan-Dollar, Rückgang der chinesischen Käufe von US-Staatsanleihen, Handel usw.)
- Wachsende Unstimmigkeiten zwischen den USA und ihren europäischen Verbündeten (Streitpunkte: Afghanistan, NATO, Kauf von Tankflugzeugen, Klima, Griechenlandkrise usw.)
- Entscheidungsunfähigkeit der US-Regierung
- Weiterhin Instabiliät im Mittleren Osten und Verschärfung der Spannungen zwischen Israel und Palästina und Israel und Iran
- Die Stärkung regionaler Blöcke, die ihre eigenen Interessen vor die Interessen der Weltgemeinschaft stellen (Asien, Latein-Amerika und insbs. Europa).
- Die erhöhte Instabilität der Devisen - und Finanzmärkte weltweit
- Die wachsenden Sorgen um Staatsbankrotte
- Die wachsende Kritik an der Rolle der US-Banken und die Bestrebungen, per Gesetz die Finanzmärkte wieder zu regionalisieren
Entwicklung der Rentabilität (in %) des New York Stock Exchange1825 – 2008 - Quellen: Value Square Asset Management / YaleSchool of Management, 2009 In Europa verschärfen sich wegen des ausbleibenden Aufschwungs die sozialen Spannungen und Arbeitskämpfe. In den USA sind die sozialen Grundlagen einer Gesellschaft schlichtweg in Auflösung begriffen. In China macht die Entwicklung der öffentlichen Meinung die Regierung immer nervöser. In Afrika kommt es zu mehr Staatsstreichen. Und in Latein-Amerika erhöht soziale Unzufriedenheit das Risiko für radikale Politikwechsel.
Gleichzeitig verschärfen sich in Europa vor dem Hintergrund desausbleibenden Aufschwungs die sozialen Spannungen undArbeitskämpfe, während in den USA die sozialen Grundlageneiner Gesellschaft schlichtweg in Auflösung begriffen sind.
Wenn auch die Konflikte in Europa sichtbarer sind, ist die Situation inden USA weitaus dramatischer. Die USA kontrollieren immer noch dieinternationale Berichterstattung, so dass über die sozialen Folgendes Abbaus der öffentlichen Dienste der Daseinsvorsorge und derSozialleistungen sowie der sich beschleunigenden Verarmung derUS-Mittelklasse wenig bekannt wird.
Der klägliche Zustand dersozialen Struktur in den USA erleichtert auch dieses Verschweigender wahren Zustände: Die Gewerkschaften sind sehr schwach,verfolgen keine allgemeine Linie, und außerdem gelten in den USAseit jeher kollektive soziale Forderungen undGewerkschaftsaktivitäten als „unamerikanisch“ .
Auf beiden Seiten des Atlantiks undauch in Japan werden staatliche Dienste (öffentlicher Nahverkehr,Polizei, Feuerwehr, Gesundheit, Bildung , Altersvorsorge)zurückgebaut oder eingestellt.
In Europa kommt es immerhäufiger zu gewalttätigen Demonstrationen, während inden USA der innere Terrorismus (Terroranschläge durch Amerikaner)zunimmt und es überhaupt zu einer politischen Radikalisierung vonTeilen der Bevölkerung kommt.
In China macht die Entwicklungder öffentlichen Meinung die Regierung immer nervöser, wassich gut an der wachsenden Kontrolle des Internets und der Medienablesen lässt; Demonstrationen gegen Arbeitslosigkeit und Armutnehmen zu, was in starkem Kontrast zu dem optimistischen Gebaren derRegierung über den angeblich so prächtigen Zustand, in dersich die chinesische Wirtschaft befände, steht.
In Afrika kommt esseit dem letzten Jahr zu mehr Staatsstreichen als üblich. Und inLatein-Amerika, wo die makroökonomischen Schlüsselzahlen docheher positiv sind, erhöht soziale Unzufriedenheit das Risikenfür radikale Politikwechsel, wie man gerade in Chile sehen konnte.
Entwickllung der nominalen (22) Ausgaben in den Mitgliedsländernder OECD (in % vom BIP des Vorjahres) - Quelle: MacroMarketMusings /David Beckworth, 11/2009
All diese Tendenzen zusammen sind dabei, einen explosiven «sozialen und politischen Cocktail » zu ergeben, der unmittelbarzu Konflikten innerhalb der Staaten (US-Staaten gegen US-Bundesstaat,Republiken gegen die Russische Föderation, Provinzen gegenZentralregierung in China) als auch zwischen den Mitgliedstaaten der EUsowie zwischen ethnischen Gruppen (allgemeiner Anstieg derFremdenfeindlichkeit) führen wird.
Es wird zu einem Anstieg vonNationalismus oder regionalen Hegemoniebestrebungen kommen, indenen sich die zerstörerischen Kräfte entfalten können.
Das alles spielt sich vor dem Hintergrund der Verarmung deramerikanischen, japanischen und europäischen Mittelklasse ab; ganzbesonders hart werden Großbritannienen und weitere Länder inEuropa und Asien betroffen sein, in denen die Privathaushalteüberschuldet und die öffentlichen Finanzen zerrüttetsind.
In diesem Gesamtzusammenhang gehen wirdavon aus, dass sich die Phase des Zerfalls der Welt- undöffentlichen Ordnung in fünf Unterabschnitte unterteilenwird:
0. Beginn der Phase der Auflösung der Welt- und öffentlichen Ordnung
1. 1. Abschnitt: Währungskonflikte und Finanzkatastrophen
2. 2. Abschnitt: Handelskonflikte
3. 3. Abschnitt: Staatenpleiten
4. 4. Abschnitt: soziale und politische Krisen und Unruhen
5. 5. Abschnitt: Außenpolitische Krisen
Weiterhin präsentiert LEAP in dieser Ausgabe des GEAB die achtStaaten, die unserer Auffassung nach stärkerbankrottgefährdet sind als Griechenland, sowie seine Vorhersageüber die Zukunft der Finanzindustrie nach der Krise und seinVerhältnis zur Realwirtschaft. Und natürlich stellen wir auchdiesmal unsere monatlichen Empfehlungen vor (Devisen, Aktien...) , undstellen objektive Kriterien für ein besseres Verständnis derNachrichten während der Phase des Zerfalls der Welt - undöffentlichen Ordnung vor.
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