Wenn wir Griechenland tatsächlich bankrott gehen sähen, würde dies zu einem Schock und großen Angst unter anderen Politikern führen und sie würden vielleicht damit beginnen, anders zu handeln.
Jim Rogers: Wenn wir Griechenland tatsächlich bankrott gehen sähen, würde dies zu einem Schock und großen Angst unter anderen Politikern führen und sie würden vielleicht damit beginnen, anders zu handeln. Derzeit denken allerdings nahezu alle Politiker rund um die Welt, inklusive der Länder, die Sie genannt haben, dass alles in Ordnung sei und sie damit fortfahren könnten, sich durch zu wurschteln. Und dann werden sie ein Kaninchen nach dem anderen aus dem Hut ziehen, um die Dinge vor sich her zu schieben für eine Weile.
Ab diesem Zeitpunkt würden sie ernsthafte und nachhaltige Maßnahmen ergreifen, anstatt in dem alten Trott weiter fortzufahren. Und dann könnte dies gut sein für den Euro, es wäre gut für Griechenland, es wäre gut für Europa und es wäre gut für viele andere Leute.
Frage: Richtig. Wie würde ein bankrotter Staat wie Griechenland sich auf die Derivatemärkte auswirken? Diese Märkte – und insbesondere die OTC-Derivatemärkte – sind absolut intransparent. Wäre diese Situation nicht vergleichbar mit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers oder AIG? Würden nicht viele Leute, die griechische Staatsanleihen halten, ausbezahlt werden müssen auf Basis von Versicherungsansprüchen? Was denken Sie?
Jim Rogers: Klar, einige Leute würden Geld verdienen. Die anderen würden es verlieren. Nebenbei gesagt: Ich selbst halte keinerlei Positionen in Griechenland. Weder long noch short. Auf mich würde es sich also zum Beispiel in keiner Weise auswirken. Ich halte Euro-Positionen. In der Währung bin ich long positioniert.
Frage. Ja, sicherlich.
Jim Rogers: Es waren doch letztendlich nicht die Märkte, die in Griechenland gigantische Schuldentürme aufgebaut haben. Es waren auch nicht die Märkte, die das griechische Budgetdefizit auf 12% des Bruttoinlandsprodukts gehievt haben. Sondern dies waren die Griechen und die griechischen Politiker. Es macht also überhaupt keinen Sinn, anderen Leuten die Schuld in die Schuhe zu schieben. Sie selbst sind dafür verantwortlich. Die Märkte versuchen nun, sich Vorteile aus der Situation zu verschaffen.
Frage: Ok. Im Falle eines Griechen-Bankrotts würde jedoch nicht die EZB einschreiten, um plötzlich Billionen von Euros zu drucken, um damit die Derivatemärkte auszuzahlen? Wie sehen Sie das?
Jim Rogers: Nun, ich hoffe, dass die EZB nicht einschreiten würde. Aus diesem Grunde sagte ich, solle man Griechenland bankrott gehen lassen. Die Leute würden ab diesem Zeitpunkt wissen, dass Europa nun eine harte und nachhaltige Währung hat. Es würde zeigen, dass Leute nicht damit davonkommen, Geld auszugeben, das sie nicht haben und sich gigantische Kapitalbeträge zu leihen.
Die Leute würden ab diesem Zeitpunkt wissen, dass Europa nun eine harte und nachhaltige Währung hat. Es würde zeigen, dass Leute nicht damit davonkommen, Geld auszugeben, das sie nicht haben und sich gigantische Kapitalbeträge zu leihen.
Frage: Ja, aber: Die europäischen Politiker scheinen doch alles zu tun, was in ihrer Macht steht, um zu verhindern, dass ein Mitgliedsstaat der Eurozone den Bankrott erklären wird. Sehen Sie, meiner Meinung nach ist das kein Kapitalismus. Ich nenne es eher eine Art Sozialismus. Ist es nicht so?
Jim Rogers: Ja, es ist gewiss Sozialismus. Oder Wohltaten für die Reichen. Und es sind Wohltaten für die Politiker. Es ist nun einmal, was es ist. Nochmals, es ist alles nicht gut. Die Griechen, ach nein, nicht nur die Griechen, sondern alle Politiker in Europa und der Welt werden damit fortfahren Geld auszugeben, das sie nicht haben, was letztendlich schlecht sein wird für die Bürger.
Ja, es ist gewiss Sozialismus. Oder Wohltaten für die Reichen. Und es sind Wohltaten für die Politiker.