Der Chefvolkswirt der Allianz, Michael Heise, hat nach der EU-Einigungauf einen Hilfsplan für Griechenland weitere Schritte zur Verringerungvon Haushaltsdefiziten gefordert.
„Klar ist, dass die EU nun denpräventiven Arm des Stabilitäts- und Wachstumspaktes ausbauen muss“,sagte Heise am Freitag im Gespräch mit Handelsblatt Online. DieSchuldengrenze von drei Prozent sei obsolet, es müssten ausgeglicheneHaushalte konsequent angestrebt werden. „Es sollte einEU-Finanzkommissar berufen werden, der im Falle von Fehlentwicklungenüber stärkere Kontroll- und Eingriffsrechte in die nationalen Haushalteverfügt“, forderte der Ökonom. „Sanktionen bei Regelverstößen müssenviel früher als bisher greifen.“
Gleichwohl lobte Heise dieEU-Einigung über einen Notfallpan für Griechenland. „Eine noch längereHängepartie hätte der EU und dem Euro schweren Schaden zugefügt undhätte ein großes Risiko bedeutet für die Entwicklung an denFinanzmärkten und für andere Länder, die sich in einerKonsolidierungsphase befinden“, sagte der Allianz-Chefökonom. Für dieEinbeziehung des IWF als erfahrenen Sanierer gebe es zudem gute Gründe.„Allerdings ist die Sanierung der Staatsfinanzen nicht das eigentlicheMandat des IWF und es darf auch nicht der Regelfall werden“, schränkteHeise ein.
Zurückhaltend reagierte der Chefvolkswirt derCommerzbank, Jörg Krämer, auf den EU-Beschluss. Zwar sei nun das Risikoeines Zahlungsausfalls Griechenlands weiter gesunken. Unklar sei aber,wer im Fall der Fälle als erster einspringt und ob die Europäer und derIWF die mit den Hilfen verbundenen Auflagen gemeinsam oder getrenntformulierten, sagte Krämer Handelsblatt Online.
Dass der IWF nichtalleine die Führung bei Griechenland übernimmt, hält der Ökonom fürproblematisch. „Das Risiko ist beträchtlich, dass die Europäereventuelle Hilfen für Griechenland nicht mit den notwendigen,durchsetzungsfähigen und glaubwürdigen Auflagen verbinden“, sagte erund fügte hinzu: Letztlich habe der Euroraum einen weiteren Schritt inRichtung einer Transferunion gemacht.