Nach der Stagnation zum Jahresauftakt dürfte die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal an Fahrt gewinnen. Das berichtet Euro am Sonntag in seiner aktuellen Umfrage unter Berufung aufeine Umfrage unter führenden deutschen Volkswirten (E-Tag: 3.4.2010). Danach erwarten die Experten für die Monate April bis Juni einen Anstiegdes Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,9 Prozent. Im ersten Quartal dürfte die deutsche Wirtschaftsleistung dagegen mit einem Plus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal auf der Stelle getreten haben.
Zur Begründung verwiesen die Experten auf den ungewöhnlich langen Winter: „Die Wirtschaft dürfte im zweiten Quartal vor allem deshalb so stark zulegen, weil die Unternehmen dann die Bautätigkeiten nachholen, die sie im ersten Quartal wegen der ungewöhnlichen Kälte unterlassen haben“, sagte etwa der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, gegenüber Euro am Sonntag. Schnee und Frost haben bis in den März hineineuropaweit viele Baustellen lahmgelegt. Allein im Januar war der Umsatzim Bauhauptgewerbe um rund ein Fünftel auf 2,85 Milliarden Euro eingebrochen. Das war der stärkste Rückschlag seit elf Monaten.
Neben dem Rückenwind von der Bauwirtschaft dürfte die erwartete wirtschaftliche Belebung maßgeblich vom Export getrieben werden, erklärten die Experten. Dabei komme Deutschland „der Produktmix und die starke Positionierung in Wachstumsregionen zugute“, sagte UBS-Deutschland-Volkswirt Martin Lück. Zudem sehen viele Ökonomen Rückenwind von der Währungsseite und der weltweiten wirtschaftlichen Erholung. „Wegen des gesunkenen Außenwerts des Euro und der Erholung derWeltkonjunktur ist auch 2010 mit einem weiteren Anstieg der deutschen Ausfuhren zu rechnen“, sagte Allianz-Volkswirt Gregor Eder.
Allerdings warnen zahlreiche Volkswirte vor überzogenen Erwartungen. „Die Wirtschaft wächst für einen Aufschwung ungewöhnlich schwach“, konstatierte Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer. Erst unlängst hatte auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble gesagt, ein nachhaltiger Aufschwung sei „noch nicht gesichert“. Insgesamt erwarten die befragten Ökonomen auf Jahressicht im Schnitt einen Anstieg der Wirtschaftsleistung in Deutschland von 1,6 Prozent für 2010 und 1,7 Prozent für das kommende Jahr. An der Umfrage beteiligten sich insgesamtzehn Volkswirte aus Banken und Wirtschaftsforschungsinstituten.