Berlin. Der Augsburger Bischof Walter Mixa hat jeder Form von
körperlicher Gewalt in Erziehung und Kirche eine entschiedene
Absage erteilt. In einem Interview mit BILD am SONNTAG sagte
Mixa: “Gewalt und Priestertum sind in unserer Kirche und mit
unserem Glauben unvereinbar. Ein Priester muss gewaltlos sein.
Ich habe mich daran immer gehalten. Deshalb habe ich zu den Vorwürfen,
die aktuell gegen mich erhoben werden, ein reines Herz.“
Auf die Frage, ob körperliche Gewalt ein Erziehungsmittel sei,
antwortete Mixa. “Ein klares Nein“.
Mixa hat auch keinerlei Verständnis dafür, wenn einemErzieher
mal die Hand ausrutscht: “Dann hat er nach heutiger Erkenntnis
einen erzieherischen Fehler begangen. Uns werden junge Menschen
anvertraut. Wir müssen ethische Werte mit Behutsamkeit vermitteln,
nicht mit Angst.“
Mixa selbst wurde nach eigenen Angaben in seiner Kindheit nie
geschlagen: “Meine Eltern haben mich immer sehr nobelerzogen.
Ich kann mich nicht erinnern, von meinem Vater oder meiner Mutter
jemals geschlagen oder nur geohrfeigt worden zu sein.“
Erneut wies Mixa gegenüber BILD am SONNTAG alle gegenihn von
ehemaligen Schutzbefohlenen erhobenen Vorwürfe mit Entschiedenheit
zurück: “Die erhobenen Vorwürfe erschüttern mich, weil ich zu
keiner Zeit körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in
irgendeiner Form angewandt habe. Gewalt zwischen Menschen lehne
ich grundsätzlich ab. Ich bin als Mensch und als Christ fest
überzeugt, dass jeder Mensch so behandelt werden muss, wie man
selbst behandelt werden möchte. Ich war von 1975 bis 1996 Stadtpfarrer
von Schrobenhausen und war nie als Erzieher für das Kinderheim
zuständig. Ich hatte deshalb auch keinen engen Kontakt zu den
Kindern, da ich höchstens ein paarmal im Jahr zu Besprechungen
mit der Heimleitung oder den Schwestern vor Ort war.“
Fälle körperlicher Gewalt im Kinderheim Schrobenhausen seien
ihm unbekannt, so Mixa: “Ich kann mich nicht erinnern, als Stadtpfarrer
von Prügel oder Schlägen im Kinderheim jemals gehört zu haben.
Das Kinderheim steht als öffentliche Stiftung ja unter der Aufsicht
der Regierung von Oberbayern, deren Akten nach Auskunft der Regierung
auch keine Beschwerden enthalten. Die Heimkinder gingen in Schulen
der Umgebung, hatten Kontakt zu Lehrern und anderen Schülern.
Solche Übergriffe wären in einer Kleinstadt auf dem Land sicher
nicht lange im Verborgenen geblieben. Nach meiner Wahrnehmung
waren die Mallersdorfer Schwestern immer sehr besorgtund gut
zu den Kindern, die aus sehr schwierigen sozialen Verhältnissen
kamen und vom Jugendamt an das St. Josefsheim vermittelt wurden.
Die Schwestern haben versucht, ihnen eine Familie undeine Heimat
zu geben.“
Auf die Frage, warum sich Menschen gegen einen hohen kirchlichen
Würdenträger wie ihn wenden sollten, antwortete Mixa:“Ich kann
mir das auch nicht recht erklären. Man muss jedoch berücksichtigen,
dass die Frauen und Männer, die einen Teil ihrer Kindheit im
St. Josefsheim verbracht haben, sicherlich in ihrem Leben insgesamt
schlimme Erfahrungen gemacht haben oder sich oft von anderen
zurückgesetzt fühlten. Die Schwestern haben versucht,ihnen eine
Familie und eine Heimat zu geben. Ich habe am vergangenen Donnerstag,
einen Tag nachdem ich von den Vorwürfen aus der Zeitung erfahren
habe, angeboten, mit den ehemaligen Bewohnern des Kinderheims
persönlich zusammenzukommen, um ihnen zuzuhören und über ihre
Erinnerungen und Vorwürfe zu sprechen. Ich möchte gerne erfahren,
was sie in ihrer Kindheit belastet hat.“
Die Personen, die behaupten, Opfer von Gewalt geworden zu sein,
kennt Mixa nach eigenen Angaben nicht. “Ich kenne diePersonen,
die jetzt diese Vorwürfe erheben, nicht. Nur zwei derinsgesamt
sechs Männer und Frauen, die entsprechende Vorwürfe erheben,
sind ja überhaupt mit Namen bekannt.“