Die Finanzaufsicht BaFin misstraut dem Geschäftsgebaren deutscher Lebensversicherer. In einem Schreiben an alle Gesellschaften, das der Financial Times Deutschland (FTD, Dienstagausgabe) vorliegt, verlangt die Behörde jetzt erstmals detaillierte Daten über sogenannte Kapitalisierungsgeschäfte.
Diese Kapitalanlagen sind selbst in der Branche umstritten. Für die Versicherer sind sie entscheidend, um mehr Neukunden zu gewinnen. Kritiker monieren, dass damit die Gewinne der Bestandskunden sinken. Nur so könnten Versicherer höhere Zinsen als Banken anbieten. Bei einer langen Niedrigzinsphase könnten Versicherer nicht alle Zusagen erfüllen.
Sollten diese Befürchtungen zutreffen, wären Millionen Anleger betroffen. Rund 95 Millionen Lebensversicherungen sind derzeit in Kraft, mehr als 60 Millionen davon als Spar- und Altersvorsorgeverträge. Die Gesellschaften haben daraus 660 Milliarden Euro angelegt.
Die BaFin drängt daher zur Eile: „Bitte übermitteln Sie Ihre Antwort bis Mittwoch, 19. April 2010“, heißt es in dem Schreiben von vergangener Woche. „Im Lichte der Entwicklungen in der Lebensversicherung“ verlangen die Finanzaufseher von allen Versicherern Einzelheiten über den Anteil dieser Geschäfte an den gesamten Prämieneinnahmen, die entsprechenden Kapitalanlagen, die erwarteten Kündigungsquoten sowie die möglichen Risiken.
„Das ist eine klare Warnung der BaFin an die Versicherer“, sagte ein Manager. Sie dürften es mit dem Einmalgeschäft nicht übertreiben und müssten sicherstellen, dass keine Subventionierung stattfindet. Dazu passt, dass die BaFin in dem Schreiben auch auf frühere Verlautbarungen zu Kapitalisierungsprodukten hinweist. Die BaFin nahm nicht Stellung.