Vor dem Hintergrund einer europaweiten Grippewelle hat die Europäische Kommission in Brüssel eine höhere Impfbereitschaft angemahnt.
"Ich appelliere an alle Bürger in der Europäischen Union, sich selbst und ihre Kinder impfen zu lassen. Damit schützt man nicht nur die eigene Person, sondern auch die Mitbürger", sagte der zuständige EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis der "Welt" (Mittwochausgabe).
Er forderte, den "Mythen und Fehleinschätzungen über Impfungen nicht zu glauben".
Impfungen seien eine "wichtige Maßnahme zur Erhaltung der öffentlichen Gesundheit und sollten eine Selbstverständlichkeit sein", sagte der Kommissar aus Litauen weiter. Besonders wichtig seien jetzt Impfungen gegen Grippe.
"Wir befinden uns derzeit mitten in der Grippezeit und viele EU-Staaten berichten über überdurchschnittliche viele Krankenhausaufenthalte infolge von Grippeerkrankungen", so Andriukaitis.
Der Kommissar verwies mit Bezug auf aktuelle Zahlen der EU-Agentur für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) darauf, dass jedes Jahr 40.000 Menschen in der EU, Liechtenstein, Island und Norwegen frühzeitig durch Komplikationen sterben, die mit dem Ausbruch einer Grippe in Verbindung stehen. "Wir sind 2018 noch weit entfernt von dem EU-Ziel, dass 75 Prozent der älteren Menschen gegen Grippe geimpft sein sollten", so Andriukaitis.
Hintergrund: Nach neuesten Zahlen des Robert-Koch Institut (RKI) gibt es seit Jahresbeginn bereits 102 Grippetote in Deutschland. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum (2017) wurde dagegen kein einziger Grippe-Todesfall gemeldet. Der EU-Kommissar kündigte einen Vorschlag seiner Behörde bis zum Sommer an, um die Zusammenarbeit der Mitgliedsländer bei der Verbesserung von Impfraten zu stärken.
Ziel sei dabei, "eine nachhaltige Impfpolitik in der EU umzusetzen". Es stünden viele Leben auf dem Spiel, betonte Andriukaitis: "Wir müssen unsere Bemühungen verstärken, um die Impfraten zu erhöhen." Dies könne nicht einigen wenigen Ländern überlassen werden.
"Viren und Bakterien reisen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie zu einem EU-weiten Problem werden." Laut Andriukaitis sind Impfungen eine "der größten Errungenschaften unserer Zeit im Gesundheitssektor".
Als Arzt finde er es "inakzeptabel", dass Kinder im 21. Jahrhundert immer noch an Krankheiten sterben, die es schon lange nicht mehr geben dürfte.
Foto: Krankenhaus, über dts Nachrichtenagentur