Zur Person:
Prof. Dr. Joseph Huber ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Umweltsoziologie an der Martin Luther Universität in Halle. Bis 1995 auch Direktor des Universitätszentrums für Umweltwissenschaften. Zuvor verschiedene Gastprofessuren im In- und Ausland.
Dennoch sagt Huber: „Wir haben ein Geldsystem, das faktische außer Kontrolle geraten ist. Das System ist auch unter Inflationsaspekten de facto nicht mehr kontrollierbar.“
Das müsse allerdings nicht bedeuten, dass das System bricht. „Die chronische Degeneration dieses Zustands könne sich noch 20-30 Jahre fortsetzen“, so Huber. In einzelnen Fällen sei aber sehr wohl ein Kollaps möglich.
Das Geldsystem lebt davon, dass immer mehr Schulden gemacht werden. Das sei laut Huber nicht das Problem, solange sich die Kreditausweitung im Rahmen hält durch die Vorgaben der Produktivität der Wirtschaft.
Aber die Geldschöpfung der Banken sei in der Regel überschiessend, und darin liege das Problem, so Huber.
Der Fall Griechenland zeige aber, dass für Staaten irgendwann das Ende der Fahnenstange erreicht sei.
Die Staatsfinanzen sind tendenziell bereits zerrüttet. Insofern sei es eine Frage der Zeit, bis es zu ernsthaften Problemen komme, so Huber. Es sei deshalb dringend notwendig, dass die ständige exzessive Giralgeldschöpfung korrigiert wird. Derzeit generieren die Banken 8-10 Mal so viel Geld, wie eigentlich gebraucht würde.
Huber sieht derzeit keine akute Gefahr für den Euro, auch nicht durch das Griechenlandproblem. Szenario könne aber sein, dass der Euro verfällt und den Status einer Drittweltwährung einnimmt. Dieser kritische Punkt werde erreicht, wenn die Staatsverschuldung in Richtung 150-200% geht.