Die Ankündigung kommt einer Sensation gleich. Noch nie seit ihrem Bestehen haben die EU-Finanzinstitutionen inklusive der EZB an einem Sonntag zu einer Pressekonferenz einberufen. Und noch nie wurde im Vorfeld einer solchen Konferenz eine derartige Geheimniskrämerei veranstaltet.
Derzeit ist nur bekannt, dass EU-Währungkommissar Rehn und EU-Gruppen-Chef Claude Juncker offenbar eine Pressekonferenz geben. Thema: Unbekannt.
Die Sache scheint äußerst brisant zu sein. Geht es um Griechenland? Geht es um den Euro? Bisher keine klaren Antworten.
Fakt ist, dass in der EZB und in den einzelnen Finanzministerien der Euro-Länder derzeit hektische Krisensitzungen stattfinden. Es ist jedoch unbekannt, ob es "nur" um Griechenland geht.
Das sorgt zwischen Frankfurt und Brüssel derzeit erhebliche Unsicherheit. Die Spekulation reicht von "Währungsreform" über "Griechenlandhilfe" bis "Griechenland-Rauswurf". Das würde bedeuten, dass Griechenland den Euro verlässt und zurück in den Wechselkusmechanismus muss - die Vorstufe zum Euro-Beitritt, in dem derzeit auch andere Euro-Anwärter sind.
Die Nachrichtenagentur Reuters meldete am Samstag Nachmittag, dass sich die Eurogruppe am Sonntag mit den Finanzproblemen Griechenlands beschäftigen wird. Andere Quellen besagen, dass die Beteilligten schon seit Freitag Abend tagen und eine Krisenkonferenz abhalten. Die Finanzminister der Euro-Zone, Vertreter der Europäischen Zentralbank und der Europäischen Kommission würden eine Telefonkonferenz abhalten, sagte ein Sprecher des Euro-Gruppen-Chefs Jean-Claude Juncker am Samstag.
Wahrscheinlich werde Juncker zusammen mit EU-Währungskommissar Olli Rehn um 16.00 Uhr MESZ eine Pressekonferenz in Brüssel geben, meldet Reuters.
Laut Reuters wollte der Sprecher allerdings nicht sagen, ob die Telefonkonferenz in Zusammenhang mit der Auktion der griechischen Schuldenagentur am Dienstag steht. Dann will Griechenland Staatspapiere mit sechs und zwölf Monaten Laufzeit über insgesamt 1,2 Milliarden Euro ausschreiben. Die Zuteilung wäre am Freitag, wenn die Euro-Gruppe in Madrid tagt.
Am späten Donnerstagabend hatten sich die Finanz-Staatssekretäre der Euro-Zone und Zentralbanker darauf geeinigt, dass sich die Kreditkonditionen für Griechenland an denen des Internationalen Währungsfonds (IWF) bei Rettungsaktionen orientieren würden. Einigkeit herrscht bereits darüber, dass dem Mittelmeerland im Notfall geholfen wird. "Griechenland hat nicht um Hilfe gebeten, aber wenn sie es tun, muss man dafür gewappnet sein", sagte Junckers Sprecher. Dann müsse dem Land so schnell wie möglich unter die Arme gegriffen werden.
Ein griechischer Regierungssprecher betonte am Samstag, Griechenland habe nicht um Anwendung des EU-Nothilfeplans angefragt. Es sei allerdings wichtig, die Bedingungen der möglichen Hilfen genau auszuarbeiten.
EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny sagte dem Österreichischen Rundfunk, die derzeit hohen Zinsen seien für Griechenland auf Dauer nicht zu bewältigen.