Der Frauenmarsch in Berlin am Wochenende wurde von den Medien ins übliche "rechte" Licht gerückt. - Ein Tag später berichtet ausgerechnet in Berlin eine BILD-Reporterin von ihrem Überfall. Doch der Artikel blieb nur kurz online. Warum wohl?
DK | Es kann einem schon beim Zusammenschreiben der medialen Reaktionen auf die Demonstration von Frauen in Berlin am 17. Februar 2018 gegen sexuelle Übergriffe und Belästigungen übel werden. Qualitätsjournalisten geifern wie weiland die DDR-Presse, wenn es mal jemand gewagt hatte, die Wiedervereinigung zu fordern. Michael Klonovsky konnte seinen Würgereiz offenbar überwinden und fasste die Ereignisse in Berlin zusammen:
„Nach der gestrigen Berichterstattung über die Frauendemonstration gegen sexuelle Gewalt, Deutschlands momentan heißesten Importschlager, fällt es dem Beobachter schwer, sich zwischen den Termini Lügen-, Lücken- und Lumpenpresse zu entscheiden; gottlob ist es auch gar nicht nötig. Der Journalist Alexander Wendt war dabei und hat zunächst einmal die offiziell verbreitete Teilnehmerzahl auf deutlich über tausend korrigiert:
Gegen 16 Uhr setzt sich der Zug langsam in Bewegung. Es stehen Leute mit Anti-Merkel-Plakaten dort, mit Deutschlandfahnen, mit Pappschildern wie: ‚Wir sind kein Freiwild.’
Neben mir läuft ein mittelaltes Paar, beide Ärzte, wie sich herausstellt, beide aus einer Gegend nördlich von Berlin angereist. Dass es sich bei ihnen laut Antifa, Grünen und Linkspartei um Rassisten und Nazis handeln soll, amüsiert sie.
‚Seltsame Stadt’, sagt der Mann.
Ich lasse erst den Zug an mir fast vorbei, und schließe dann wieder nach vorn auf. Schätzungsweise laufen 1.400 Menschen auf der Kreuzberger Friedrichstraße. Das Durchschnittsalter liegt um die vierzig.“
Inzwischen gibt es auch ein Video auf youtube, wo jeder mühelos überschlagen mag, wie viele Grundgesetzfundamentalisten in Berlin auf die Straße gingen. Kein Wahrheits- und Qualitätsmedium kam mit seiner Meldung auch nur in die Nähe der realen Teilnehmerzahl, aber alle beeilten sich mitzuteilen, dass der Pegida-Aktivist Lutz Bachmann dort aufgetaucht ist. Wendt, dessen amüsante Schilderung hier zur Gänze zu lesen ist, über die Berichterstattung seiner merkelfrommen Kollegen: „Alle Berichte betonen, es habe sich um einen ‚rechten Frauenmarsch’ gehandelt, das Wort Frauenmarsch wird auch fast durchgängig in Anführungszeichen gesetzt. Die ‚BZ’ nennt Leyla Bilge eine ‚selbsternannte Frauenrechtlerin’, beantwortet aber leider nicht die Frage, welches Amt in Deutschland Frauenrechtlerinnen ernennt. Womöglich das gleiche Amt, das Qualitätsjournalisten zertifiziert? Keines der Medien sieht es als Problem, dass linke Gruppen das Demonstrationsrecht in Berlin problemlos aushebeln können.“
Regierungspresse eben.
Soweit Klonovsky.
Und dann passierte in Berlin noch etwas. Eine Frau wurde überfallen. Jetzt wird man sagen, das passiert häufig, am Alex vermutlich täglich. Ja, kann sein, aber diesmal erwischte es ein Mädel von der Systempresse in Berlin-Mitte, ausgerechnet auf der Kastanienallee, einer Gegend, wo alle so vielfältig und tolerant sind. Auf bild.de stand ihre Geschichte, hochgeladen am 18. Februar. Als die „Lügen-, Lücken- und Lumpenpresse“ (Klonovsky) noch dabei war, ihre krude Sicht von der Frauendemo zu verbreiten, erschien das:
BILD-Reporterin nachts auf Nachhauseweg überfallen: Und plötzlich ist die Angst da
BILD-18.02.2018
Und ich bin alles, aber nicht ängstlich. Das war ich nie. Bis Donnerstagnacht. Schuld daran ist ein Überfall. Auf offener Straße. Nicht irgendwo auf meinen vielen Reisen um die Welt – nicht in New York in der Bronx, nicht in Bangkok im Rotlichtviertel. Nein, in meiner Nachbarschaft, in der Kastanienallee, …“
Tja, mehr war zunächst nicht mehr zu finden im weiten Internet. Bild.de hat den Text von der Seite genommen. Es kann eben nicht sein, was nicht sein darf. Schlimmer als die Löschkommandos von Bertelsmann ist die Selbstzensur der Qualitätsmedien.
Bei Google ist die Story aber noch vermerkt - bei Klick wird man jedoch umgeleitet.
Google:
BILD-Reporterin nachts auf Nachhauseweg überfallen ... - Bild.de
Der Text, angeblich von einer Ilka Peemöller verfasst, wurde doch noch gefunden. Das Internet vergisst nichts (datiert übrigens vom 18.2.18, 12.40 Uhr):