Die Hauptprofiteure der renditestarken Griechenbonds bitten den Steuerzahler zur Kasse. Das dürfte in Zukunft Nachahmer finden. Grünes Licht für finales Moral Hazard.
Nicht die Staaten, sondern die Banken und die Inhaber der Griechenland-Anleihen sollen für den Bankrott in Athen geradestehen. Diese Ansicht vertritt Prof. Charles B. Blankart von der Humboldt Universität Berlin.
In einem Interview mit MMnews.de weist der Wirtschaftler darauf hin, dass die staatliche Versicherung der GR-Anleihen für den Steuerzahler teuer wird. Zudem sei die Gefahr von Nachahmungseffekten groß.
„Die Banken haben bei Griechenland gedacht ‚hohe Zinsen, wunderbar’ – und zum Schluß holt uns die Regierung da raus“ – meint Prof. Blankart. Das könne man so nicht akzeptieren.
Die Banken sollten das im „Club of London“ selbst unter sich regeln und Griechenland so behandeln, wie jedes Drittwelt-Pleiteland auch. Das bedeutet, Umschuldung, Haircut bzw. Schuldenerlass.
Man muss ausloten, wie viel die Banken tragen können. Am Ende müsste dann ein Teil der Steuerzahler zahlen, aber viel weniger als jetzt im Raume steht, so Blankart.
Selbst wenn dadurch Banken abermals in Straucheln gerieten, wäre das für den Steuerzahler immer noch billiger, als direkte staatliche Bürgschaften für Pleitekandidaten. Zudem würde ein solches Vorgehen dem Moral Hazard Tür und Tor öffnen.
Insofern sei das zögerliche Verhalten der Bundesrepublik sehr zu begrüßen. Das Land würde derzeit zu Unrecht an den Pranger gestellt, weil Berlin angeblich durch sein Verhalten die Krise noch vertiefen würde.
„Die Bundesrepublik zögert, einen falschen Weg zu gehen – und das ist auch richtig“, urteilt Prof. Blankart. Sonst kommt es zu einem unkontrollierbaren Dominoeffekt der Bittsteller.
Interview mit Prof. Charles B. Blankart, Humboldt Universität Berlin