Die EZB rückt Euros gegen wertlose Griechenland-Anleihen raus. Einmaliger Vorgang in der Notenbank-Geschichte. Eigene Regeln aufgehoben. Euro damit in größter Gefahr. Lage "sehr ernst".
Für Athen gilt künftig nicht mehr die Regel, nach der die EZB Staatsanleihen als Sicherheit für Kredite nur akzeptiert, wenn sie mindestens ein befriedigendes Rating haben. Griechenland wurde in der vergangenen Woche von der Agentur Standard & Poor's auf Ramschstatus abgewertet. Demnach darf die EZB nach eigenen Statuten für solche Papiere kein Geld herausgeben. Seit heute tut sie es aber trotzdem.
Das strenge Regelwerk wurde für Griechenland außer Kraft gesetzt. Hintergrund: Würde die EZB anders handeln, wären griechische Banken sofort bankrott.
Die Auswirkungen für den Euro dürften verheerend sein. Im Prinzip tauscht die EZB damit wertloses Papier gegen (noch) wertvolle Euros.
Trotz der fragwürdigen Aktion sprechen viele Experten von "einem klugen Schachzug", weil damit die Ratingagenturen entmachtet würden.
Chefvolkswirt Thorsten Polleit von Barclays Capital sprach im Stern von einer "Notaktion" und einer "mutigen Entscheidung". "Die EZB hat eines ihrer hehren Prinzipien über Bord geworfen. Das zeigt, dass die Lage sehr, sehr ernst ist."
Harte Kritik äußerte ein Vertreter der Commerzbank: Die Maßnahme schade der Glaubwürdigkeit der Notenbank. "Die Aussetzung ist ein klarer Widerspruch zu früheren Aussagen", sagte EZB-Experte Michael Schubert von der Commerzbank. So habe Notenbank-Präsident Jean-Claude Trichet noch vor wenigen Monaten Ausnahmeregelungen für einzelne Euroländer klar ausgeschlossen. Vertrauen sei jedoch in der Geldpolitik ein sehr wichtiger Punkt. Die Unsicherheit über den künftigen Kurs der EZB sei damit gestiegen.