BIZ warnt Notenbanken vor Risiken eines zu lockeren Zinskurses. „Eine Lehre der Krise ist, dass sehr niedrige Zinssätze – selbst wenn sie angesichts der kurzfristigen Inflationsaussichten angemessen sind – noch andere Effekte auf das Verhalten der Finanzinstitute und die Finanzmärkte haben können, und das gilt es auch zu beobachten“.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat die Notenbanken davor gewarnt, bei ihren Zinsentscheidungen allein auf die Inflationsaussichten zu schauen. „Eine Lehre der Krise ist, dass sehr niedrige Zinssätze – selbst wenn sie angesichts der kurzfristigen Inflationsaussichten angemessen sind – noch andere Effekte auf das Verhalten der Finanzinstitute und die Finanzmärkte haben können, und das gilt es auch zu beobachten“, sagte BIZ-Chef Jaime Caruana der Financial Times Deutschland (FTD, Dienstagausgabe). Die in Basel beheimatete BIZ ist eine Art Zentralbank der Zentralbanken.
Konkret verwies Caruana darauf, dass niedrige Leitzinsen die Banken ermutigen könnten, „spekulative kurzfristige Anlagestrategien zu verfolgen“ oder „zusätzliche Zinsrisiken einzugehen“, weil sie etwa ihre Refinanzierungslaufzeiten verkürzen. „Derzeit nehmen diese Risiken zu, und Zentralbanken und Aufseher müssen wachsam bleiben und das sehr genau beobachten.“ Keinen Zweifel ließ Caruana daran, was im Ernstfall zu tun sei. „In manchen Situationen mag es nötig sein, die Zinsen zu erhöhen, auch wenn es mit Blick auf die Inflationsfront nicht notwendig erscheint.“
Eine klare Absage erteilte Caruana Überlegungen von IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard, dass die Notenbanken ihre Inflationsziele anheben sollten, um mehr Puffer zur gefährlichen Deflation zu haben: „Die Zentralbanken sollten auf keinen Fall ihre Inflationsziele oder -definitionen ändern“, sagte er: „Nur schon eine öffentliche Diskussion darüber zu starten, ob ein bestimmtes Inflationsziel besser ist als ein anderes, kann zu unerwünschter Ungewissheit führen.“
In der Diskussion um die Reform des Finanzsystems plädierte Caruana dafür, zu große oder zu komplexe Banken im Zweifelsfall zu zerschlagen: „In ganz bestimmten Fällen sollten die verantwortlichen Behörden die Möglichkeit haben, die Größe einer Bank zu begrenzen und auch Banken aufzuspalten“, sagte er. Nötig seien aber Einzelfallentscheidungen und keine generelle Obergrenze für die Größe der Institute.
Griechenland forderte Caruana auf, nach der Einigung auf das Hilfspaket zu liefern. „Pläne sind wichtig, aber dann müssen sie auch umgesetzt werden“, sagte er. Zugleich mahnte er aber, „alle Länder mit hohen Defiziten und Schuldenquoten sollten den Weckruf, den Griechenland darstellt, richtig verstehen“. Probleme gebe es „ganz sicher nicht nur in Griechenland“. Für einige bestehe dringender Handlungsbedarf: „Für einige Länder mit hohen Defiziten ist es womöglich nicht genug, glaubwürdige Konsolidierungspläne zu entwickeln. Sie müssen unverzüglich beginnen, ihr Defizit abzubauen", sagte Caruana: „Bei einem Konsolidierungsprogramm muss man überschießen. Man muss mehr tun, als die Märkte erwarten, und darf nicht immer nur hinterherhinken. Es besteht immer das Risiko, dass die Länder versuchen, nur gerade so viel wie nötig zu tun.“