Helmut Schmidt kritisiert Merkel und Sarkozy: "Man musste damit rechnen, dass global agierende Finanzmanager ihre spekulativen Chancen wahrnehmen würden. Aber die Führer der Europäischen Union warteten ab".
Helmut Schmidt macht das lange Zögern von Deutschland und Frankreich für die aktuelle Krise des Euro verantwortlich. "Mindestens seit Januar 2010 waren Präsident Sarkozy und Kanzlerin Merkel informiert" über die griechische Schuldenkrise, erklärte Schmidt in der ZEIT. "Man musste damit rechnen, dass global agierende Finanzmanager ihre spekulativen Chancen wahrnehmen würden. Aber die Führer der Europäischen Union warteten ab", kritisierte der ehemalige Bundeskanzler und heutige ZEIT-Herausgeber. Dies habe die Kurse von Staatsanleihen und Euro unter Druck geraten lassen. "So wurde innerhalb weniger Wochen aus einer Griechenlandkrise eine Krise der gemeinsamen Währung." Damit rächte sich "die Führungslosigkeit der Europäischen Union".
Nach den am Wochenende beschlossenen Notmaßnahmen seien weitere Schritte nötig, meinte Schmidt. "Dabei kommt es in erster Linie auf Paris und auf Berlin an!", stellte Schmidt fest. "Wenn der französische Präsident und die deutsche Bundeskanzlerin gemeinsam handeln, wenn sie dazu den Sachverstand ihrer Finanzminister bündeln, außerdem den Rat von Trichet, vom IWF-Präsidenten Strauss-Kahn und von Juncker einholen, dann können wir diese Krise überwinden. Wenn sie jedoch innenpolitischen oder gar parteipolitischen Überlegungen den Vorrang geben sollten, dann könnten sie zur weltpolitischen Marginalisierung der europäischen Nationalstaaten beitragen."