Die Inflationsrate stieg in Deutschland im Mai auf 3%, was die Alarmglocken bei der EZB läuten lässt. Ökonomen rechnen sogar damit, dass die Inflationsrate im Spätsommer weiter auf 3,5% ansteigt. Preistreiber waren vor allem Energie- und Lebensmittelpreise. Ich wundere mich ohnehin, dass bei einem Heizölpreisanstieg um 50% und einigen Lebensmittelpreisen um 20-30% die Inflation so gering ist. Der Ölpreis verdoppelte sich sogar in einem Jahr. Die „gefühlte Inflation“, wenn der Verbraucher einkaufen geht, dürfte weit höher liegen. Das Konsumentenvertrauen ist daher auf dem Tiefpunkt in Deutschland, aber auch in Frankreich, Spanien und den USA, was für den realen Konsum in Zukunft nichts Gutes erwarten lässt.
Dramatisch sind die Inflationsraten in einigen osteuropäischen Ländern wie Ukraine, Kasachstan, Russland, Rumänien gestiegen, wo sich die Inflationsraten schon wieder im zweistelligen Bereich befinden. Folgerichtig erhöhte die ungarische Notenbank den Refinanzierungszinssatz auf 8,5% und in Russland wurden die Mindestreservensätze auf 4-5% erhöht. In Ukraine gibt es sogar Tageszinssätze von 30%, was die Währung zum US-Dollar um 10% ansteigen liess. Aber auch der Rubel ist eine starke Währung ebenso wie der Zloty und vor allem die tschechische Krone. Insofern lohnen sich weiterhin Zloty- und CZK-Zinszertifikate der ABN AMRO Bank als „sicherer Hafern“ Damit will die russische Notenbank 2 Mrd. US-Dollar einsammeln. Fraglich ist, was mit den zuvor per Putin-Dekret verhängten Preisstopp im Handel in Zukunft passieren wird. Durch den starken Energiepreisanstieg dürfte die Inflationsrate weiter in Russland hoch bleiben. Allerdings steigen auch die Realeinkommen, so dass der Konsum auch weiterhin zunimmt im Gegensatz zu den USA und auch in Europa, wo die Konsumentenstimmung so schlechte ist wie schon seit Jahren nicht mehr. In einigen südamerikanischen Ländern wie in Argentinien ist die Inflationsrate sogar schon um über 30% gestiegen ist. Für das Gesamtjahr 2008 wird in Argentinien mit einer Inflationsrate von 37% (!) gerechnet. Der Dollar wird schon wieder gehortet und auf der Strasse stark nachgefragt. Die Bauern gehen auf die Strasse und wehren sich gegen die Exportabgaben von 40%. Solche Länder wie Argentinien können schnell wieder in eine Krise rutschen.
Dagegen sieht es in Brasilien aufgrund der umfangreichen Ölvorkommen sehr viel besser aus. Alle Länder mit hohen Öleinnahmen wie Libanon, Oman, Katar, Kuwait, Bahrain, Jordanien, Brasilien, Nigeria, Russland und Norwegen kommen aufgrund der hohen Ölexporteinnahmen jetzt ganz nach vorne. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich alle Börsen der genannten Länder im Plus befinden. Für den Anleger gut handelbar sind die Börsen in Brasilien und Russland, die auch unter den „BRIC-Ländern dieses Jahr ganz vorn liegen, da die Kurse in China und Indien brutal einbrachen. Dennoch werden auch diese Börsen in den nächsten Monaten von den US-Zahlen beeinflusst werden.
Die Amerikaner schönen ohnehin ihre Makro-Daten ständig. So wurden in den letzten Jahren der Warenkorb und die Berechnungsmethode zweimal umgestellt. Nach der alten Berechnungsmethode aus dem Jahr 1983 wäre die Inflationsrate schon über 10% und nach der Methode von 1998 kommt eine Inflationsrate von 7,3% heraus. Bei einem Mittelwert von 9% wäre die US-Volkswirtschaft schon im letzten Jahr bei einem Wachstum von 3,2% nominal abzüglich der Inflationsrate von 9% mit 6% im Minus und die Produktivität wäre statt 1% im Plus 4 bis 5% im Minus!
Bei einer solchen Horror-Meldung würde die Wall Street aber crashen, was die Wahrscheinlichkeit einer Rezession erhöht. Da die USA in Teilbereichen hoch verschuldet ist, kann aus einer Rezession leicht eine Depression werden. Das konnte aber in den letzten Monaten sehr aktive „Plunge Protection Team“, wozu ich auch die US-Notenbank zähle, erfolgreich bisher vermeiden. Letztendlich werden aber die realen Entwicklungen obsiegen und nicht künstliche Liquiditätsspritzen, die nur vorübergehend den kranken Patienten Linderung verschaffen. Ebenso muss man das BSP-Wachstum von 0,9% im 1Q08 relativieren, da dies annualisierte Zahlen sind (also BSP im Quartal mal 4). Annualisiert würde das BSP-Wachstum in Deutschland 6% betragen bei 1,5% im Quartal. Anstatt dies zu bejubeln und mutig in Aktien einzusteigen, wird wieder auf Pessimismus gemacht, eine der deutschen Untugenden. Dabei haben Ackermann & Co de Finanzkrise doch schon als „abgehakt“ erklärt. So recht glauben mag das wohl keiner. Die UBS sieht die Subprime-Krise zwar auch als abgehakt an, rechnet aber dafür mit Abschreibungen in anderen Bereichen. Nicht vergessen sollte der Anleger, dass das Welt-Finanzsystem harrscharf an einem System-Kollpas vorbeigeschlittert ist und nur durch die Geldschwemme der Notenbanken und die Kapitalhilfen aus Asien und arabischen Ländern gerettet wurde.
Gespannt sein darf man, wie die Notenbanken auf die steigende Inflationsraten n Zukunft reagieren werden. Wenn die EZB die Zinsen zur Unzeit erhöht, könnte es wieder zu Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten kommen. Schließlich gibt es neben „Heuschrecken und Massenvernichtungswaffen auch Monster(Banker)“, die mit steigenden Zinsen nicht klar kommen. Viele Banken machen jetzt notgedrungen Mega-Kapitalerhöhungen wie die Royal Bank of Scotland, die UBS und die Citi Group, die zudem die deutsche Citibank verkaufen will, um sich Liquidität zu beschaffen.. Aus diesem Sektor kann es immer wieder Hiobsbotschaften geben. Gespannt sein darf man auf die nächsten Zahlen von der US-Hypothekenbank Fannie Mae, die immer noch am „seidenen Faden“ hängt.
Hinweise: Der Autor wird am 7. Juni anlässlich des Emerging Market Kongresses in München einen Vortrag über die „Neuen Investmentchancen in Osteuropa“ halten. Dort wird auch die Investment-Legende Dr. Mark Faber seine Einschätzung zu den Weltbörsen geben. Verpassen Sie diesen Termin nicht (Anmeldung www.investoren-akademie.de)!