Ungarn in „Griechenland-Lage“. An den Finanzmärkten befürchtet man, dass Ungarn in Kürze den Bankrott erklären muss. Forint auf Talfahrt. HU-Anleihen im Keller. Euro und Märkte rauschen in die Tiefe...
Das EU-Mitgliedsland Ungarn hat nur eine „geringe Chance, eine Situation wie in Griechenland zu vermeiden“. Das erklärte am Donnerstag Lajos Kosa, ein hochrangiger Vertreter der seit dem 29. Mai regierenden Fidesz- Partei, gegenüber dem Nachrichtenportal Napihu.
Hauptaufgabe des Kabinetts sei es nun, einen Zahlungsausfall bei den Staatsanleihen zu vermeiden. EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso sprach am Donnerstag von einer „sehr delikaten Lage“ Ungarns und forderte das Land auf, die Konsolidierung des Haushalts voranzutreiben.
Unterdessen will Ungarn auf die Schnelle ein Sparprogramm vorlegen: Dabei gehe es um "tiefe strukturelle Veränderungen", sagte Regierungschef Viktor Orban am Freitag dem Sender TV2. Innerhalb von 72 Stunden solle der Plan bekanntgegeben werden, sagte ein Sprecher. Ziel sei es, kurzfristig zu sparen und langfristig die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, auch durch Steuersenkungen. Der Sprecher bekräftigte, dass das Defizit deutlich höher sei als von der vorherigen Regierung angenommen. "Wir finden ständig neue Leichen im Keller", sagte er.
Bereits 2008 hatte Ungarn ein 20 Milliarden Euro schweres Rettungspaket unter der Federführung des Internationalen Währungsfonds (IWF) erhalten. Am Mittwoch dieser Woche erklärte die Zentralbank, das Land werde möglicherweise sein angestrebtes Haushaltsdefizit von 3,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im laufenden Jahr nicht erreichen und stattdessen auf die Marke von 4,5 Prozent zusteuern.
Angesichts der schlechten Nachrichten aus Budapest verlor der Forint in den letzten Tagen beträchtlich an Wert. Auch die Staatsanleihen Ungarns mussten herbe Kursabschläge hinnehmen.