Euro-Rettungsschirm laut Gutachten für Deutschland noch teurer. Ökonom rechnet mit Kosten von mehr als 200 Milliarden Euro. „Im Ergebnis führen die Kredit- und Gewährleistungshilfen bereits jetzt und selbst bei vollständiger Rückzahlung zu einer merklichen Belastung in Deutschland“.
Die Risiken für Deutschland aus dem mit 750 Milliarden Euro dotierten Rettungsschirm für kriselnde Teilnehmerstaaten der Gemeinschaftswährung sind einem Gutachten zufolge weit höher als bisher angenommen. Dem Nachrichtenmagazin FOCUS zufolge kommt der Hamburger Ökonom Dirk Meyer von der Helmut-Schmidt-Universität darin zu dem Ergebnis: Durch Forderungsausfälle und Wachstumseinbußen könnten auf die Bundesrepublik „Kosten von über 200 Milliarden Euro zukommen“. Deutschland haftet innerhalb des Rettungsschirms bisher direkt mit bis zu 148 Milliarden Euro für Krisenländer. Die Bundesregierung hatte stets erklärt, weitere Belastungen werde es nicht geben.
In dem Gutachten zur Verfassungsklage der Europolis-Gruppe um den Berliner Juristen Markus Kerber gegen den Rettungsmechanismus kalkuliert Meyer laut FOCUS detailliert die Folgekosten des deutschen Euro-Beistands: Allein das realistische Ausfallrisiko der zugesagten Gelder beträgt demnach 97 Milliarden Euro. Hinzu komme Deutschlands Anteil über 56 Milliarden Euro für Ausfälle von Schrottanleihen aus Griechenland, Portugal und Spanien. Solche Papiere darf die Europäische Zentralbank bis 2013 ankaufen.
Die Bonität Deutschlands leide allein schon durch die Teilnahme an dem Rettungsschirm, so das Gutachten, Kredite verteuerten sich, die private Kreditnachfrage werde verdrängt und bei nachlassenden Investitionen sinke langfristig das Wachstum. „Im Ergebnis führen die Kredit- und Gewährleistungshilfen bereits jetzt und selbst bei vollständiger Rückzahlung zu einer merklichen Belastung in Deutschland“, so Wirtschaftsgutachter Meyer. „Damit sind die in Gang gesetzten Maßnahmen aus ökonomischer Sicht für das Ziel der Finanzstabilität der Europäischen Währungsunion weder geeignet noch erforderlich, geschweige denn verhältnismäßig.“