Sozis sauer: Gesine Schwan sei eine losgelöste Kanone, die ohne Halterung über das Schiffsdeck rollt.
Sowohl der amtierende Bundespräsident Horst Köhler als auch die Präsident-schaftskandidatin der SPD, Gesine Schwan, sorgen für Unmut bei den Parteien.
Soist Köhler offensichtlich nicht bereit, sich den Bundestagsfraktionen zu stellen, umbei ihnen für eine Wiederwahl zu werben. Eine entsprechende Absage erhielt jetztdie Fraktionsspitze der Grünen. „Das Bundespräsidialamt hat es abgelehnt, dassder Präsident in die Fraktion kommt“, sagte die Grünen-Fraktionschefin RenateKünast.
Das Amt habe lediglich angeboten, „mal einen Termin zu finden, an dem Grüne zu ihm in den Amtssitz kommen“ könnten. Mit seiner Absage an die Grünensteigen die Chancen Gesine Schwans bei der Öko-Partei. Sie hat die Einladung der Fraktion angenommen.
Für Unruhe sorgt die SPD-Präsidentschaftskandidatin indesbei den eigenen Genossen und denen der Linken. Die ersten Auftritte der Kandidatin wurden von Spitzenpolitikern der SPD teilweise als unglücklich empfunden.Vor allem ihre Attacken gegen die Linke seien überflüssig, meinen Mitglieder der SPD-Führung.
Schwan sei, so ein Spitzen-Sozi, „wie eine losgelöste Kanone, die ohne Halterung über das Schiffsdeck rollt“. Kritisch gesehen wird auch ihr Agierenbei der traditionellen Spargelfahrt des Seeheimer Kreises der SPD-Bundestagsfrak-tion am vergangenen Dienstag.
Mit einem kurzfristig inszenierten Pressegespräch habe Schwan während des Ausflugs alle Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen und so den SPD-Vorsitzenden Kurt Beck düpiert. Nach internen Absprachensoll Schwan nun bis zu ihrem Ausscheiden als Universitätspräsidentin im Oktober ihre Wahlkampfaktivitäten stark einschränken. Danach soll ihr ein Stab aus dem Wil-ly-Brandt-Haus zur Seite stehen. Für Verwirrung hat die Kandidatin auch bei den Lin-ken gesorgt, die eigentlich Schwan mitwählen wollten. Nach ihren Attacken auf La-fontaine („Demagoge“) keilte der zurück: „Die Dame“ könne sich so ihre Wahl „ab-schminken“.
Entscheiden will sich die Linke aber erst nach der Bayern-Wahl.Während die Pragmatiker weiter auf ein rot-rotes Signal für den Bund hoffen, wer-ben Vertraute Lafontaines dafür, einen eigenen Kandidaten ins Rennen zu schicken.Er oder sie solle möglichst ein Intellektueller aus dem bürgerlichen Lager sein „mit Ausstrahlung über unsere Zielgruppe hinaus“.