Schlechte Nachrichten für Umwelt und Wirtschaft, aber großartige für die Rechtanwälte. So kommentiert Marshall Auerback die Katastrophe im Golf von Mexiko. Er ergänzt: „Diese Sache wird für Jahre weitergehen und die anderen Ölunternehmen werden sich daran wie die Banditen gütlich stoßen, da der resultierende Engpass die Preise viel höher treiben wird.“
Von Marshall Auerback, Übersetzung aus dem Englischen: Lars Schall
Wie wir annahmen, als die Explosion der Deepwater Horizon-Ölplattform auftrat, wird die Nachrichtenlage für fast jedermann schlechter und schlechter. Dieses Desaster demonstriert einmal mehr, dass es für unsere Energiebedürfnisse keine Zauberlösung gibt. Ob es Erdgas ist (das „Hydraulic Fractioning“ oder sogenannte „Fracking“-Problem* und die mögliche Kontamination unserer Wasserversorgung), Uran (wie man den nuklearen Abfall lagert), Kohle (Kohlendioxidemissionen), Öl (BP, Saudi-Arabien, Russland), Solar und Wind (niedrige Leistungs- und Energiedichte), ES GIBT KEINE ZAUBERLÖSUNG. Je eher unsere Politiker bei diesem Ergebnis mit uns gleichziehen, desto einfacher wird es sein, eine vernünftige Energiepolitik aufzubauen.
Soweit es BP selbst betrifft, mag die öffentliche Ablehnung von Tiefseebohrungen im Zuge der Explosion gestiegen sein, aber die diesbezüglichen Zahlen sind leicht zu überschauen: 36 Prozent allen Rohöls, das innerhalb der USA produziert wird – ungefähr 1.8 Millionen Barrel pro Tag – kommt von Tiefsee-Anlagen. Und von dieser Tiefseeproduktion kommen wiederum ungefähr 66 Prozent von Anlagen, die durch den Staat verpachtet werden. Ein Verlangsamen oder Anhalten der Tiefseebohrungen mag politisch ratsam sein, wird jedoch eine Menge Arbeiter und Unternehmen hilflos machen. Tatsächlich könnte das sechsmonatige Moratorium, das die Obama-Administration für neue Tiefseebohrungen ab 1500 Meter Tiefe verhängt hat, könnte in der Freisetzung von 40.000 Arbeitern resultieren. Viele von ihnen sind hochqualifizierte Arbeitnehmer wie Schweißer, Elektroniker und Bohrturmmitarbeiter, die bis zu 100.000 US-Dollar pro Jahr verdienen.
Diese freigesetzten Arbeiter werden aus verschiedenen Geschäftssparten stammen, angefangen bei relativ kleinen Unternehmen, die Helikoptertransporte anbieten, bis hin zu großen Ausrüstern wie Transocean und Diamond Offshore, die Tiefseeölbohrinseln für Raten von täglich 500.000 US-Dollar mieten. Schlimmer noch, viele dieser Arbeitsplätze werden nicht mehr wiederkommen. Anfang letzter Woche machte Anadarko Petroleum die Ankündigung, dass es drei seiner Ölbohrinseln vom Golf von Mexiko abziehen wird.
Und Louisiana, Florida, Alabama und Mississippi werden einen großen Schlag erleiden, der noch nicht quantifiziert werden kann, so es die Wirtschaft betrifft. Die Probleme dort, sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch, werden Jahre andauern, möglicherweise Jahrzehnte.
Aber selbstverständlich wird es großartig für Rechtsanwälte werden. Ungleich zum Exxon Valdez-Unglück gibt es nicht nur BP als Zielscheibe, sondern auch Anadarko, Halliburton, Transocean. Und die Auseinandersetzung in Bezug auf die Explosion wird sich sehr viel komplizierter gestalten als diejenige bei Exxon Valdez. Und in dem Maße, wie die rechtlichen Probleme komplizierter werden, insbesondere bei einem Desaster, deren Gesamtkosten 40 Milliarden US-Dollar erreichen könnten, werden auch die Anwälte mehr Geld machen.
Diese Sache wird für Jahre weitergehen und die anderen Ölunternehmen werden sich daran wie die Banditen gütlich stoßen, da der resultierende Engpass die Preise VIEL höher treiben wird. BP’s Fähigkeit, lukrative Kontrakte in OPEC-Mitgliedernationen abzuschließen, oder Raffinerien in den Entwicklungsländern zu bauen, wird für viele Jahre durch die Explosion im Golf von Mexiko empfindlich beschädigt werden. Und umso mehr BP’s Image zu leiden hat, desto besser wird es für seine solventen Mitbewerber werden – und desto schlechter für uns weniger solventen Ölkonsumenten.
*Hydraulic Fractioning: ein Verfahren, mit dessen Hilfe öl- und gastragende Gesteinsformationen hydraulisch aufgebrochen werden, um die Produktion von Öl und Gas zu erhöhen bzw. überhaupt möglich zu machen (Anm. d. Übersetzers).