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Yuan: Das chinesische Wartespiel

Aus der Aufwertung des Yuan wurde erst einmal nichts. Bis auf Weiteres bleibt damit alles beim Alten. Allerdings kann das nicht ewig weitergehen, wenn China am Ende nicht mit wertlosen Investitionen dastehen möchte.

 


Von Lars Schall


Was war das für ein Jubel an den internationalen Börsen, als Peking das Ende des „Bretton Woods zwischen der US-amerikanischen und der chinesischen Währung“ via Aufwertung des Yuan anzukündigen schien. Kursgewinne allerorten waren das Resultat, nachdem die chinesische Zentralbank, die People’s Bank of China, in Aussicht gestellt zu haben schien, dass Peking die derzeit geltende Dollarbindung des Yuan in naher Zukunft aufgeben könnte.


Damit hätte China tatsächlich einen neuen Kurs zur Vergangenheit eingeschlagen, insofern es seine Währung über die letzten Jahre hinweg kontinuierlich niedrig hielt und es den USA mit billigem Geld ermöglichte, seine Wirtschaftskraft anzukurbeln. Währungspolitisch waren zuletzt Washington und Peking auf globaler Ebene die alles bestimmenden Faktoren, und zwar zumeist zulasten derer, die nicht direkt an Dollar und Yuan partizipieren.


Das Muster war und ist, dass die US-Konsumenten einen Großteil der exorbitant großen Exportüberschüsse Chinas aufnahmen und Peking diese Importe mit umfangreichen Dollar-Käufen finanzierte, die im Umkehrschluss dabei halfen, den Yuan auf niedriges Niveau zu drücken. Dadurch, dass die Chinesen US-amerikanische Staatsanleihen kauften, ermöglichten sie die wachsende Verschuldung des Landes der zunehmend begrenzteren Möglichkeiten.


Seither ist China geradezu auf Gedeih und Verderb an den US-Konsum gebunden, wohingegen die USA Peking als Schulden-Finanzier brauchen. Würde China die aufgekauften Staatsanleihen beispielsweise abstoßen, so würde die Konsequenz dieses Schachzugs sein, dass es durch steigende Zinssätze (bei zugleich sinkenden Staatsanleiheerlösen) zu steigender Inflation kommt, was zugleich den Wert von Chinas Anteilen an US-Staatsanleihen minderte.


Daher wird vertagt, was doch eines Tages kommen muss: Wenn China nicht der Besitzer wertloser Investitionen sein möchte (sprich US-Schulden), muss es damit aufhören, US-Staatsanleihen zu kaufen (und stattdessen noch aggressiver im Goldmarkt mitmischen). Tut es das aber, gibt es den „Catch 22 unserer Zeit“: dann nämlich wird das Vertrauen in den US-Dollar international dahin schmelzen. Ein fallender US-Dollar brächte steigende Zinssätze mit sich, was eventuell sogar einen Angriff auf den US-Dollar auslösen könnte (beim Poker nennt man dies dann wohl “all in“). Ein Kollaps der US-Wirtschaft würde China allerdings keineswegs helfen, sondern nur dazu bringen, mit der US-Wirtschaft gemeinsam unterzugehen.


Darauf läuft das Wartespiel hinaus, welches noch etwas länger andauern dürfte.


Gleichzeitig hat China aber eine der größten Blasen geschaffen, die die Welt je gesehen hat. Im Grunde liegt dort eine Situation vor, die schlimmer erscheint als die prekäre Lage der US-Wirtschaft im Jahre des Großen Crashs 1929. Die Weltwirtschaft, die ohnehin derzeit mehr Richtung Deflation als Inflation geht, hat in China seine ultimative Deflationsfalle gefunden. Früher oder später wird das zu bestaunen sein, wenn die chinesische Blase platzt.


Im Vorfeld des G20-Gipfels im kanadischen Toronto wäre die Aufwertung des Yuan, die ein Stückweit einen Bruch mit der bisherigen Routine dargestellt hätte, taktisch geschickt platziert gewesen, um aus dem Fokus der Aufmerksamkeit zu geraten. In der Tat hat aber die People’s Bank of China 1.) lediglich angekündigt, den Währungskorb, an den sie sich bindet, zu verändern, und 2.) am Ende sogar eine Abwertung des Yuan vorgenommen. Was jedoch freilich eine gewisse geldpolitische Autonomie anzeigt, die es in der Eurozone nicht gibt.


Sollte in der Eurozone beispielsweise der Versuch unternommen werden, eine Inflation bei Rohstoffen und Immobilien zu vermeiden, müssten, um einer Blasenentwicklung vorzubeugen, die Zinssätze angehoben werden. Dann strömte jedoch die Liquidität, die die Vereinigten Staaten mit ihrer enorm expansiven Geldpolitik kreiert haben, herüber, was das Anheben der Zinssätze gleich wieder zunichte machte.



Die Chinesen haben durch ihre „Kapitalverkehrskontrollen“ und der Möglichkeit einer Aufwertung des Yuan ganz andere Möglichkeiten. Daher werden sie im Fokus der Aufmerksamkeit noch lange bleiben, darauf zumindest ist in dieser Welt, die galoppierenden Veränderungen unterworfen scheint, dauerhaft Verlass.

 

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