Immer mehr Deutsche befürchten eine Euro - Krise in Zukunft. Deshalb verweigern sie die Annahme von Euro-Noten aus Italien, Spanien, Griechenland und Portugal. Hintergrund:
Euro - Geldscheine verraten eindeutig, woher sie kommen. Jedes Euro - Land druckt seine eigenen Scheine, entsprechend seinem ökonomischen Gewicht in der Eurozone. Deutsche Euro - Scheine haben vor der Seriennummer ein "X". Dieses "X" verrät, dass sie in der Bundesdruckerei in Berlin gedruckt wurden.
Italienische Scheine dagegen werden mit einem „S" gekennzeichnet. Damit verrät der Schein, dass er aus dem Instituto Poligrafico in Rom stammt. Spanische Noten zeigen vor der Seriennummer ein „V". Sie stammen aus der Fabrica Nacional de Moneda in Madrid.
Immer mehr Deutsche glauben nun, dass im Falle einer Krise der Süd - Euro seine Kaufkraft stärker einbüssen würde. Besonders dann, wenn die Euro-Zone zerfallen sollte. Schon jetzt zeichnet sich bei den Anleihen ein deutliches Gefälle ab.
Für 10jährige italienische Anleihen werden beispielsweise höhere Zinsen gezahlt als für Bonds aus Deutschland. Unter der Annahme, dass es den Euro auch in 10 Jahren noch gibt, macht dies allerdings keinen Sinn. Umkehrschluss kann nur sein, dass es in den nächsten Jahren einige Schwierigkeiten gibt, die den Euro auf die Zerreißprobe stellen werden.
Etwas Ähnliches passierte schon mal in den USA, als in der Jackson Ära in den Jahren ab 1840 der Dollar aus verschiedenen Regionen mit unterschiedlichen Werten handelte.
Immer mehr Deutsche mutmaßen nun, dass in der Eurozone die Ungleichgewichte in Zukunft immer deutlicher zu Tage treten, was sich auch in der Werthaltigkeit der Scheine äußern werde, schreibt das Handelsblatt. Es gäbe aber keinen Grund zur Panik, denn Italien sei schließlich nicht „Bear Stearns" - die große US - Investment Bank, welche im März pleite ging.
Demgegenüber sind die meisten Deutschen allerdings sehr skeptisch. Viele haben Häuser in Italien und Spanien und kriegen aus nächster Nähe mit, wie beispielsweise die ibererische Immobilienblase platzt mit den entsprechenden Folgen für die Wirtschaft. Immer mehr Menschen wird bewusst, dass sich das wirtschaftliche Gefälle zwischen Nord und Süd ausweitet.
Auch gibt es ein größeres Bewusstsein in Deutschland darüber, dass die hohe Inflationsrate hauptsächlich durch die Südstaaten bedingt ist.
Folge: Immer mehr Deutsche achten beim Geldabheben auf der Bank, dass vor der Seriennummer ihrer Euro-Scheine ein „X" steht. Oder sie bringen Geldscheine mit anderen Vorzeichen zur Bank und verlangen solche, die aus der Bundesdruckerei in Berlin stammen. Das hört man jedenfalls aus Bankenkreisen.
Das sind offensichtlich besonders Menschen, die Geld auch zuhause aufheben - für den Fall einer größeren Krise. Besonders wenn Bankkunden größere Beträge abheben, achten immer mehr Deutsche auf das „X" - sagen die Banker.
Ausländische Pressestimmen zum Thema:
Telegraph (GB)
Support for euro in doubt as Germans reject Latin bloc notes
Notes printed in Berlin have more currency for bank customers who fear a 'value crisis'
Ordinary Germans have begun to reject euro bank notes with serial numbers from Italy, Spain, Greece and Portugal, raising concerns that public support for monetary union may be waning in the eurozone's anchor country.
http://www.telegraph.co.uk/money/main.jhtml?xml=/money/2008/06/13/cneuro113.xml
Wissenswertes zu Geldscheinen
Die Anfangsbuchstaben der Seriennummern geben das Herkunftsland an.
- L -Finnland
- M -Portugal
- N -Österreich
- P -Niederlande
- R -Luxemburg
- S -Italien
- T -Irland
- U -Frankreich
- V -Spanien
- X -Deutschland
- Y -Griechenland
- Z- Belgien
Die Eurobanknoten sind in allen Ländern identisch. Es gibt Banknoten zu 5 Euro, 10 Euro, 20 Euro, 50 Euro, 100 Euro, 200 Euro und 500 Euro. Die Scheine zeigen verschiedene Motive zu den Themen Zeitalter und Baustile in Europa.
Die Vorderseiten zeigen als Motiv ein Fenster oder eine Fensterfront, die Rückseiten jeweils eine Brücke. Dabei sind keine realen Bauwerke abgebildet, sondern es wurden die Stilmerkmale der einzelnen Epochen eingebracht:
Die Banknoten wurden nach einem EU-weiten Wettbewerb vom Österreicher Robert Kalina gestaltet und weisen verschiedene moderne Sicherheitsmerkmale auf, um die Fälschung zu erschweren. Eine Besonderheit ist das Counterfeit Deterrence System (CDS), welches das Reproduzieren auf Kopiergeräten oder per PC verhindern soll.
Zum 1. Januar 2002 wurden 14,8899 Milliarden Euro-Banknoten hergestellt
Ein 100 Euro schein. Oben rechts die Serien-Nummer. Davor steht ein "L" - Dieser Schein kommt also aus Finnland.