Über den wahren Sinn des Bankenstress-Tests wurde lange gerätselt. Nun stellt sich heraus, dass dieser Test letztlich dazu diente, im Zeifelsfall Deutschland zur Kasse zu bitten. ifo-Präsident Sinn: Banken-Stresstest kann Deutschland noch teuer zu stehen kommen. „Auch wenn die Tests nichts taugen – sie haben eine neue Wirklichkeit geschaffen.“ Muss jetzt der Euro-Rettungsfonds verlängert werden?
Der Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn, hält die Banken-Stresstests der Europäischen Union für zu lasch, um seine Ergebnisse wirklich ernst zu nehmen. „Wenn von den Schülern kaum jemand durchfällt, weckt das den Verdacht, der Lehrer habe beide Augen zugedrückt“, schreibt Sinn in der neuesten Ausgabe des Magazins WirtschaftsWoche.
„In der Tat wurden die Zinsaufschläge für einen wirklichen Stresstest ungewöhnlich klein gewählt“, kritisiert der ifo-Präsident. So habe der im Test unterstellte Spread der Euro-Länder gegenüber Deutschland nur 1,49 Prozentpunkte betragen. „Doch schon am 29. Juni, in eigentlich ruhigen Zeiten, kam der Spread mit einem Wert von 1,44 dem Krisenszenario sehr nahe“, schreibt Sinn.
Befremdlich findet er darüber hinaus, dass die Abschreibungen im Test nur auf Papiere vorgenommen wurden, „die Banken im Handelsbuch führen, nicht aber auf jede, die im Anlagebuch stehen – und das ist der Löwenanteil“. Offenbar habe der Test „eine Ausweitung und Verlängerung der Rettungsmaßnahmen unterstellt, obwohl es solche Beschlüsse noch gar nicht gibt“, schreibt Sinn.
Damit aber haben die Stresstests auf den Märkten „eine neue Wirklichkeit geschaffen“, so Sinn. „Auch wenn sie selbst nichts taugen, werden sie vielleicht als Selbstverpflichtung der anderen EU-Länder interpretiert, Deutschland zu einer Verlängerung der Rettungsmaßnahmen ohne eine Mitbeteiligung der Gläubiger zu bewegen.“ Das, so Sinn, sei zwar eine gute Nachricht für die Eigentümer von Bankaktien, doch eine schlechte für die deutschen Steuerzahler.