SPIEGEL: Polizei konnte bei Love Parade offenbar nur verzögert auf Hilfsanforderung reagieren. Gelände war zeitweise ohne funktionsfähigen Ausgang. Videoüberwachung: Security versagte bei Sicherung der Treppe.
Bei der Duisburger Love Parade mit 21 Toten haben sich Polizei, Stadt und Veranstalter bislang unbekannte Fehler geleistet. So hatte der vom Veranstalter eingesetzte Crowd-Manager, der aus dem Container an der Hauptrampe den Publikumszugang steuern sollte, nach eigenen Angaben bereits vor 15 Uhr Hilfe bei der Polizei angefordert.
Entgegen seines Wunsches sei der Verbindungsbeamte neben ihm im Container aber nicht weisungsbefugt gewesen. Außerdem habe der Polizist kein Funkgerät gehabt. Dies habe dazu geführt, dass erst mit 30-minütiger Verzögerung ein leitender Beamter eingetroffen sei. Aus Polizeikreisen hieß es, möglicherweise habe es eine solche Verspätung gegeben. Sie sei aber nicht ins Gewicht gefallen. Auch der Veranstalter, die Lopavent GmbH, gerät weiter in die Kritik.
Aus einem Firmenpapier, das dem SPIEGEL vorliegt, geht hervor, dass Lopavent schon für den Nachmittag mit Zehntausenden abströmenden Besuchern gerechnet hatte. „Im Zeitfenster zwischen 15 und 16 Uhr werden sich Zu- und Abstrom die Waage halten“, heißt es in dem Dokument. Gleichwohl hatten Stadt und Veranstalter auf getrennte Zu- und Abwege verzichtet, so dass sich beide Ströme blockierten. „Es gab Phasen zwischen 15 und 17 Uhr, wo es keinen richtigen Ausgang gab“, bestätigte der Crowd-Manager.
Unterdessen weisen beschlagnahmte Überwachungsvideos darauf hin, dass der Ansturm auf die Treppe, an der viele Opfer starben, auch durch die Unachtsamkeit von Security-Mitarbeitern ausgelöst wurde. Wie die Aufnahmen belegen, schritt ein Ordner zunächst nicht ein, als um 16.16 Uhr ein Mann einen Schutzzaun überstieg und über die Treppe nach oben lief. Diese Aktion löste eine Kettenreaktion aus, die dazu führte, dass Hunderte Eingeschlossene zu der Treppe drängten.