DIW warnt vor „enormen“ volkswirtschaftliche Schäden durch Naturkatastrophen. „Bis die Treibhausgase jedoch global gesehen nennenswert reduziert werden können, werden Jahrzehnte ins Land gehen“.
DÜSSELDORF. Angesichts der Klimaextreme unterschiedlichster Natur, die derzeit einige Teile der Welt erschüttern, schlägt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Alarm und warnt vor den ökonomischen Folgen. „Extreme Klimaereignisse, wie extreme Hitze oder häufige und sehr starke Niederschläge können enorme volkswirtschaftliche Schäden verursachen“, sagte die Leiterin der Abteilung "Energie, Verkehr und Umwelt" am DIW, Claudia Kemfert, am Montag Handelsblatt Online. Kemfert, die an der Humboldt-Universität in Berlin lehrt und Beraterin der EU-Kommission ist, schätzt die volkswirtschaftlichen Kosten eines ungebremsten Klimawandels allein in Deutschland bis zum Jahr 2050 auf knapp 800 Mrd. Euro. "Der Klimawandel würde damit in den kommenden 50 Jahren durchschnittlich zu realen gesamtwirtschaftlichen Wachstumseinbußen von bis zu 0,5 Prozentpunkten pro Jahr führen."
Extreme Hitze könne zu Wassermangel oder wie in Russland zu Waldbränden führen, die Ernteausfälle oder auch Gesundheitsschäden nach sich ziehen. „Auch kann die Energiebereitstellung leiden, denn Großkraftwerke müssen oftmals aufgrund unzureichenden Flusswassers abgeschaltet werden“, erläuterte die Ökonomin. Ähnlich problematisch verhalte es sich mit extremen Niederschlägen. Überflutungen verursachten Schäden an Immobilien und Infrastruktur. „Derartige wirtschaftliche Schäden werden zunehmen, da der Klimawandel ungebremst voranschreitet“, sagte Kemfert.
Die DIW-Expertin sieht vor allem Unternehmen betroffen, die unmittelbar mit den Folgen des Klimawandels zu tun hätten. „Negativ betroffen sind große Rückversicherer, die Prämien anheben bzw. keine Versicherungsleistungen in gefährdeten Gebieten anbieten werden“, sagte sie. Andere Branchen wie die Bauindustrie, die bei Schäden aufgrund von Reparaturarbeiten profitierten, seien dagegen im Vorteil.
Dessen ungeachtet sind deutsche Unternehmen nach Kemferts Aussage in Punkto Klimaschutz „sehr gut“ aufgestellt. „Firmen, die große Mengen Treibhausgase produzieren, wie Energieversorger mit einem hohen Kohleanteil oder die Verkehrsbranche insgesamt, bereiten sich mittlerweile auf die Wende vor“, sagte sie. „Es werden alternative Antriebstechniken und –stoffe erforscht und mehr und mehr zum Einsatz gebracht.“ Zudem werde erprobt, Treibhausgase einzulagern und sie nicht in die Atmosphäre gelangen zu lassen. „Bis die Treibhausgase jedoch global gesehen nennenswert reduziert werden können, werden Jahrzehnte ins Land gehen“, sagte Kemfert und fügte hinzu: „Somit werden die extremen Klimaereignisse und damit die wirtschaftlichen Schäden weiter zunehmen.“