Geldreform? Warum denn das? Geht das überhaupt? Und wie geht das? Noch nie davon gehört? Dann wird es aber höchste Zeit. Ein Buch mit dem Titel „Geldreform“ gibt auf diese Fragen Auskunft. Und auf viele andere.
Vom schlechten zum guten Geld
Geldreform? Warum denn das? Geht das überhaupt? Und wie geht das? Noch nie davon gehört? Dann wird es aber höchste Zeit. Ein Buch mit dem Titel „Geldreform“ gibt auf diese Fragen Auskunft. Und auf viele andere.
Denn jeder Kredit ist Geldschöpfung
Den Anstoß für das Buch1) hat die länderübergreifende Finanz- und Verschuldungskrise von Banken und Staaten gegeben. Offen zutage getreten ist sie 2007/2008 und noch immer nicht ausgestanden, sie schwelt weiter – bis zum nächsten Kollaps. Sie hat das Buch auch notwendig gemacht. Denn die Hauptursache für die Krise und die Hauptverfehlung der für sie verantwortlichen Akteure liegen in der global viel zu großen Menge an Geld, teils in der Form von bedrucktem Papier, teils und vor allem aber in der Form von Buch- oder Giralgeld, bereitgestellt als Kredite, denn mit jedem bereitgestellten Kredit wird Geld in die Welt gesetzt. Und weil sich Kredite superleicht mit wenigen Tastendrücken vergeben lassen, ermöglichen sie eine Geldschöpfung, die prinzipiell unbegrenzt ist.
Wertvoll ist Geld nur durch den Glauben an seinen Wert
Das Märchen vom Goldesel scheint Wirklichkeit geworden, denn die Goldesel unserer realen Welt von heute sind die Zentralbanken mit ihrem Kreditvergabe- und Geldschöpfungsmonopol. Nur kommt bei diesen Eseln hinten kein kostbares Gold heraus, sondern nur mit Zahlen bedrucktes Papier (Banknoten) oder elektronisch übermittelte Kreditbeträge (Buchgeld). Wertvoll ist dieses Geld nur, solange die Menschen an seinen Wert glauben. Da es beliebig vermehrbar ist und im Verhältnis zur nicht beliebig vermehrbaren Menge an Sachgütern in unverantwortlicher Weise vermehrt worden ist, wird es seinen Wert mehr und mehr verlieren und die Menschen ihren Glauben. Ist der Glaube hin, bricht das Geldsystem zusammen. Dann zählen nur Sachwerte. Wer sie nicht hat, ist arm dran, wer die richtigen hat, ist fein raus.
Das Staatsgeldmonopol als Unheilbringer
Damit es zu einem Kollaps des Geld- und Finanzsystems nicht (mehr) kommt, plädieren die beiden Autoren für eine umfassende Geldreform. Ihr Ausgangspunkt ist, dass sie das staatliche beherrschte Kredit- und Geldsystem als „unheilbringend“ ablehnen. „Das Staatsgeldsystem ist ein Fremd- und Störfaktor im Gefüge freier Märkte und verursacht zwangsläufig Finanz- und Wirtschaftskrisen,“ schreiben sie in der Einleitung. Die damit verbundenen Missstände (Rezession, Arbeitslosigkeit) würden aber regelmäßig dem freien Marktsystem angelastet, obwohl es doch das Staatsgeldsystem sei, das die Krisen bewirke. Die falsche Diagnose der Krisenursache befördere falsche Maßnahmen: Um den vom Staatsgeldsystem verursachten Übeln zu entkommen, würden die Zentralbanken die Geldmenge ausweiten und für vorübergehende Scheinverbesserungen sorgen. Die aber führten nachfolgend zu umso schwereren Finanz- und Wirtschaftskrisen.
Wohin das Staatsgeldmonopol letztlich führt
Die weiteren Folgen sind: „Dem Versuch, das Staatsgeldsystem aufrechtzuerhalten, fallen immer mehr bürgerliche und unternehmerische Freiheiten zum Opfer. Die Gesellschaften verfangen sich im Gestrüpp des Interventionismus. Der Weg mündet in eine sozialistische Staats- und Befehlswirtschaft, die Unfreiheit, Gewalt und Elend bringt, und durch die das Geld letztlich zerstört wird.“ Alle Staaten hätten sich dem Staatsgeldsystem verschrieben, in dem Geld durch Bankkredite sprichwörtlich aus dem Nichts produziert werde. Dieses System schüre Fehlinvestitionen und (Staats-)Überschuldung und damit politische Anreize, das Geld durch Hyperinflation zu entwerten. Die Autoren berufen sich dabei auch auf den „wohl bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts Ludwig von Mises“ (1881 bis 1973), der einen Zusammenbruch als unabwendbar aufgezeigt habe. Der Österreicher und in Wien lehrende Mises war der Begründer der liberalen Schule der Nationalökonomen, auch österreichische oder Wiener Schule genannt. Mises-Schüler ist unter anderem Friedrich A. von Hayek gewesen. Dieser Schule sind auch die beiden Autoren zuzuordnen.
Beliebig vermehrbares Geld ist schlechtes Geld
Beliebig vermehrbares Geld durch ein Staatsmonopol ist schlechtes Geld, nur knappes und frei entstehendes Geld kann gutes Geld sein. Das ist die Botschaft dieses Buches. Die Autoren wollen das Staatsgeld abgelöst sehen durch ein „freies Marktgeld“. Es entstehe aus dem freien Angebot von und der freien Nachfrage nach Geld – ohne Dazutun und Manipulation des Staates oder irgendwelcher Interessengruppen. Aber ehe sie gegen Ende des Buches die Grundlagen einer solchen Geldreform entwickeln, machen sie den Leser zum besseren Verständnis für ihr Reformverlangen damit vertraut, was Geld ist, warum und wie es entstanden ist, was freies Marktgeld und Free Banking bedeuten, warum das Geld verstaatlicht ist, wie der Staat Geld produziert, was man über Zentralbanken wissen sollte und warum Staatsgeld Krisen verursacht.
Stabiles Geld? Ein unerfüllbares Versprechen
Der Leser erfährt auch Lehrreiches über die Kaufkraft des Geldes, über die immer und überall üble Inflation, über den leidvollen Weg vom Sach- zum Papiergeld, über den Zins und dessen Notwendigkeit, über den Weg in die Überschuldung und den Weg aus ihr heraus durch Krise, Bankrott und Hyperinflation. Wie nebenbei lernt der Leser, dass stabile Preise nicht bedeuten, dass auch der Geldwert stabil ist (Seite 15 ff.). Daher sei das Versprechen der Zentralbanken, das Geld stabil zu halten, als nicht erfüllbar. Es erweise sich „als Einfallstor für immer weiter um sich greifende Interventionen des Staates in das Wirtschaftsleben, die für immer mehr Störungen sorgen“. So vorbereitet wird dem Leser dann der Weg der „Rückkehr zu gutem Geld“ gewiesen, nämlich das Geld zu entstaatlichen, also zu privatisieren, was die meisten Menschen, weil ungewohnt, geradezu erschrecken wird. Denn es geht darum, dass „die Marktakteure das nach ihrer Ansicht beste Geld frei wählen können“.
Im Gedankengefängnis
Am Schluss, in einer „Reprise“, haben die Autoren zu Gefallen der Leser auf vier Seiten nachhakende Fragen und ihre Antworten dazu zusammengestellt. Das Buch ist leicht verständlich geschrieben und angenehm kurz gehalten, alles wird gut erklärt, fast alles, denn es bleiben Fragen auch offen – absehbare Fragen, Einwendungen und Abwehrreaktionen vor allem von Politikerseite. Denn mit ihnen werden die Bürger konfrontiert, sollen beeindruckt, sollen von der Idee von vornherein abgebracht, soll die Idee als Utopie von realitätsfernen Spinnern hingestellt und diffamiert werden. Auch wird dem Publikum Abstraktionsvermögen abverlangt. Viele haben das nicht. Außerdem steckt es in einem Gedankengefängnis, denn die meisten können sich anderes als Staatsgeld gar nicht (mehr) vorstellen. Sie daraus zu befreien, wird schwer, wahrscheinlich zu schwer. Auch werden sie glauben, dass sie wieder betrogen werden sollen.
Wenn die Menschen ihrem Geld nicht mehr trauen
Doch sollte man sie daran erinnern, dass es freies Marktgeld früher längst schon gegeben hat. Ebenso, dass schlechtes staatliches Monopolgeld im Wettbewerb mit besserem anderen Geld den Kürzeren zieht. Beispiel dafür sind die Entwicklungsländer, wo man mit Dollar bezahlen muss, was man gegen die heimische Währung nicht bekommt, oder die einstige DDR, in der die D-Mark die beherrschende Nebenwährung zur Mark der DDR gewesen ist. Traut eine Bevölkerung der offiziellen nationalen Währung nicht mehr über den Weg, hält anderes Geld, dem sie mehr vertraut, Einzug in das Land, und an den Märkten dort bestehen dann mindestens zwei Währungen nebeneinander. Aber auch wenn eine Entstaatlichung des Geldes derzeit politisch nicht durchsetzbar erscheint, ist es umso wichtiger, die Menschen mit dieser Möglichkeit wenigstens bekannt und allmählich vertraut zu machen.
Vorschläge für privates Geld gibt es längst
Vorschläge für privates Geld haben schon Mises (1973) und Hayek (1976) ausgearbeitet. Spätere Vorschläge stammen von Murray N. Rothbard (1983) und Jesus Huerta de Soto (2006). Von Hayek stammt dieses Zitat: „Die Geschichte staatlichen Umgangs mit Geld ist, mit Ausnahme einiger kurzer glücklicher Perioden, eine Geschichte von unablässigem Lug und Trug. In dieser Hinsicht haben sich Regierungen als weit unmoralischer erwiesen, als es je eine privatrechtliche Körperschaft hätte sein können, die im Wettbewerb mit anderen eigene Arten von Geld auf den Markt bringt.“ Dem Buch vorangestellt ist ein Lenin-Zitat: „Um die bürgerliche Gesellschaft zu zerstören, muss man ihr Geldwesen verwüsten.“ Diese Verwüstung findet schon lange wieder statt. Die gegenwärtige, noch nicht ausgestandene Finanz- und Verschuldungskrise ist ihr sicht- und spürbares Symptom.
1) Thorsten Polleit und Michael von Prollius: Geldreform. Vom schlechten Staatsgeld zum guten Marktgeld. Verlag: Lichtschlag Medien und Werbung KG, Grevenbroich 2010. 192 Seiten. 14,90 Euro.