Volkswirte der Dekabank empfehlen Lohnsteigerungen von knapp drei Prozent. Deutschland könnte in diesem Jahrzehnt ein „kleines Wirtschaftswunder“ gelingen. Die Erholung in Deutschland „ist nicht auf windige Geschäftsmodelle aufgebaut, er hat Substanz“.
Deutschland könnte in diesem Jahrzehnt für die europäische Wirtschaft zum Wachstumsmotor werden. „Auf die verlorene Dekade zu Beginn des Jahrhunderts könnte ein deutsches Jahrzehnt folgen“, schreiben die Volkswirte der Dekabank in der Studie „Deutschland auf der Überholspur“, die der in Berlin erscheinenden Tageszeitung DIE WELT (Dienstagausgabe) berichtet. Dank der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt ergäben sich Spielräume, die Löhne zu erhöhen. Um die schwache Binnennachfrage zu stärken, sollen die Löhne um knapp drei Prozent steigen, fordern die Volkswirte. „Der Verteilungsspielraum in Deutschland liegt bei etwa 2,8 Prozent. Im Gegensatz zu früheren Jahren kann dieser Spielraum ausgenutzt werden, da die Perspektiven am Arbeitsmarkt weit besser sind als noch vor einigen Jahren“, sagte Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater der WELT und gibt damit den Gewerkschaften Rückenwind, die höhere Löhne fordern. „Zwar sind die Konjunkturperspektiven noch unsicher, aber dies kann man einbeziehen, indem zunächst bedingte Einmalzahlungen erhöht werden, bevor die Tariflöhne steigen“, sagt Kater.
Die Erholung in Deutschland „ist nicht auf windige Geschäftsmodelle aufgebaut, er hat Substanz“, schreibt Studienautor Andreas Scheuerle. „Deutschland wird zwar nicht zum Wachstumsstar wie China werden, aber in der Europa League wohl weiterhin auf den vorderen Plätzen zu finden sein und sein Potentialwachstum sukzessive steigern können“, heißt es in der Studie. Besonders die deutschen Unternehmen stünden gut da. Sie hätten hohe Ersparnisse aufgebaut, mit denen sie nötige Investitionen finanzieren könnten. Die so genannte Selbstfinanzierungsquote sei zwischen 2000 und 2008 von 61,8 auf 100,9 Prozent gestiegen. „Dies kommt ihnen in Krisenzeiten, wenn Kredite knapp werden, entgegen.“ Außerdem rangierten sie bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung gemessen an ihrer Wertschöpfung im oberen Viertel aller Industriestaaten.
Ebenfalls ein Vorteil: Die deutschen Betriebe hätten sich früh in Osteuropa engagiert. Zusammen mit den Exporten in die boomenden Bric-Staaten wie China gewährleiste dies, dass die deutschen Ausfuhren stärker als die vieler anderer Länder in wachstumsstarke Regionen fließen, heißt es in der Studie. Die starke Wettbewerbsfähigkeit hätten die Unternehmen der günstigen Entwicklung bei den Lohnstückkosten zu verdanken. Sie bilden ab, wie viele Lohnkosten etwa in einem Auto stecken. Sie legten in Deutschland geringer zu als in den anderen Euroländern. Die Unternehmen werden auch von günstigen Umständen unterstützt. Die Zinsen in Europa werden wohl niedrig bleiben, weil die Europäische Zentralbank Rücksicht auf die Problemländer der Eurozone nehmen müsse, erwartet die Dekabank. „Das schafft insbesondere für Deutschland günstige Bedingungen zu investieren und den Konsum zu erhöhen“, sagte Kater.