Fast unbemerkt zogen die Renditen in den letzten Wochen weltweit an den Anleihenmärkten an, was die Anleihenkurse unter Druck brachte. Damit nehmen die Anleihenmärkte schon das vorweg, was im kurzfristigen Bereich folgen wird, nämlich steigende Zinsen, die wiederum Gift für die Börse sind. So wird bei der EZB eine Zinserhöhung um 0,25 Basispunkte erwartet, um der Inflation Herr zu werden.
Die 10-jährigen Bundesanleihen, die im Mai im Tief noch bei 4% waren rentieren jetzt schon bei 4,64 %. In den USA stiegen die 10 Jährigen Bundesanleihen „nur" auf 4,21%, wobei auch hier die Tendenz steigend ist. Der Bund-Future fiel seit März wie ein Stein crashartig von 118 bis auf 110 und befindet sich damit wieder auf dem Niveau von Juli dieses Jahres. In vielen Ländern gibt es eine inverse Zinsstruktur, d.h. die kurzfristigen Zinsen sind höher als de langfristigen, was eine rezessive Entwicklung indiziert. Zudem gibt es in vielen Ländern negativen Realzinsen, was Anleihen und Geldmarktpapiere völlig unattraktiv macht.
In den USA stiegen die 2 jährigen Anleihen sogar von 0,5 auf 3% in wenigen Monaten an. In den USA haben die Hypothekenzinsen trotz der vorangegangen Zinssenkungen der Notenbank übrigens kaum abgenommen, was den notleidenden Subprime-Schuldnern kaum hilft. Die Zahl der Baubeginne sackte im Mai in den USA auf ein 17-Jahrestief, was zeigt, das auch die Baubranche unter den Immobilienkrise leiden wird. Auch in Großbritannien gibt es bei einer Anhäufung von Problemfällen im Banken- und Immobiliensektor.
Der hohe Ölpreis von derzeit 135 USD/Barrel und die stark steigenden Agrarrohstoffe (zuletzt bei Mais, Soja durch die Überschwemmungen in den USA verschärft) sind für Privathaushalte und viele Unternehmen ein nicht unerheblicher Kostenfaktor, der in dieser Höhe nicht einkalkuliert war. Weltweit steigen jetzt die Kerosin-, Benzin- und Dieselpreise auf neue Rekordstände. Ölpreise von über 150 USD/Barrel werden von einigen Investmentbanken noch in diesem Jahr für möglich gehalten.
Damit wird eine „Stagflation" in den USA und in Großbritannien immer wahrscheinlicher. Beide Länder haben ähnliche Probleme im Immobilen- und Bankensektor, die sich sogar noch verschärfen könnten. Nach einer Studie der selbst angeschlagenen Royal Bank of Scotland, einst eine Vorzeigebank mit hohen Renditen, stehen wir vor der größten Krise des Kapitalismus in den letzten 100 Jahren, weil sich die Bankenkrise noch länderübergreifend ausweiten könnte. Eine Pleite- bzw. Konkurswelle in diesen beiden Ländern würde auch zum weltweiten Aktien-Crash führen.
Experten gehen schon davon aus, dass das Inflationsproblem kurzfristig nicht beherrschbar, sondern ein Dauerproblem für die nächsten Jahre werden könnte. Auch die osteuropäischen Notenbanken versuchen durch Zinserhöhungen und Erhöhung der Mindestreservensätze, also durch eine restriktive Geldpolitik, dem Problem Herr zu werden.
Zu scharf darf die restriktive Geldpolitik aber nicht werden, da sonst Banken pleite gehen könnten, die schon jetzt am seidenen Faden hängen wie Lehmann Brothers. Zudem ist der Verschuldungssituation in den USA so hoch, dass steigende Zinsen das Verschuldungsproblem dramatisch verschärfen würden. Ohnedies ist mit Bankenpleiten und weiteren Gewinnwarnungen wie zuletzt bei Merill Lynch in Zukunft zu rechen. Der Bankenindex in den USA erreichte zuletzt ein neues Jahrestief und das Vertrauen im Interbankenmarkt ist immer noch nicht wiederhergestellt.
Die Banken und einige Industriekonzerne reagieren ihrerseits mit Aktienrückkaufprogrammen, die den Kurs stütze sollen. So will die Deutsche Bank AG ab Juli eigene Aktien im Wert von 400 Mio. € erwerben. Es gibt Spekulationen, dass Hedgefonds bei der Deutschen Bank im großen Stil shorten. Auch gibt es Gerüchte, das sich der russische Oligarch Kermimov mit bis zu 9% an der Deutsche Bank AG beteiligen will und ihm ist natürlich an einem niedrigen Börsenkurs gelegen. Der Kurs der Deutsche Bank AG fiel auf ein neues Jahrestief von 58 €. Börsenexperten, die voraussagt hatten, dass wir die Tiefstkurse im Januar bzw. März schon hinter uns haben, wurden also einmal wieder eines Besseren belehrt.
Denken Sie daran: „Aktienkurse können viel höher steigen als Sie glauben, sie können aber auch viel tiefer fallen als Sie glauben. Dabei glaubet der Chef der Deutsche Bank AG Josef Ackermann, dass die Bankenkrise schon überwunden sei. Auch der Kurs der Commerzbank brach am Freitag sogar um 8% ein, befindet sich damit aber noch über dem Tiefstkurs im März.. Bei beiden Aktien sehe ich in der zweiten Jahreshälfte gute Reboundchancen. Spannend bleibt es, wer die Dresdner Bank und wer die Citibank (Deutschland) sowie die Postbank kaufen wird.
Des einen Freud ist in jedem Fall des anderen Leid. Durch Aktienrückkaufprogramme wird versucht, dem Aktienkursverfall entgegen zu wirken. Auch Daimler startet ein umfangreiches Aktienrückkaufprogramm, was die Zahl de Aktien reduziert. Auf der anderen Seite werden Banken zu weiteren Not-Kapitalerhöhungen gezwungen, um sich Kapital zum Überleben zu beschaffen. Nach Lehman Brothers werden noch weitere Investmentbanken diesen für die Aktionäre wertmindernden Schritt machen müssen, um Liquiditätsengpässen zu begegnen.
Die Aktienmärkte reagieren weiterhin sehr nervös und volatil auf möglichen Schieflagen im Bankensektor in Verbindungen mit steigenden Zinsen. So ist der Dow Jones wieder unter 12000 Indexpunkte (exakt auf 11842) gefallen, der DAX unter 6600 (exakt auf 6578) und der Nikkei unter 14000 (exakt auf 13942) Indexpunkte in der Erwartung, dass sich die Finanzkrise noch verschärfen könnte und sich die Konjunktur verlangsamt. Damit setzten sich auch die Schaukelbörsen an den Ostbörsen fort. In den nächsten Wochen könnte sich der Bärmarkt fortsetzen, womit die Markttechnik weiter angeschlagen und eher bearish zu interpretieren ist.
So gaben sogar die Aktien von russischen Öl-/Gaswerten am Freitag um 2-3% kräftig nach, obwohl sie weiterhin von den hohen Ölpreisen profitieren. Dennoch sollten russische Rohstofftitel auch in den nächsten Wochen relativ outperformen können, weil zumindest im Öl/Gassektor mit Rekordgewinnen im ersten Halbjahr 2008 zu rechnen ist. Der Kurs des russischen Düngemittelherstellers Uralkali verdreifachte sich sogar schon von 15 auf über 50 € seit dem IPO Ende letzten Jahres. Aber nicht nur russische Ölwerte, sondern auch die multinationalen Ölkonzerne sind im Moment sehr preiswert zu haben. So hat Royal Dutch Shell nur ein geschätztes KGV08 von 6, Total, BP und Conoco Philipps von jeweils 8 und ExxonMobil von 9. Sehr viel preiswerter sind russische Ölwerte im Moment auch nicht zu haben.
Ganz offensichtlich rechnen die Anleger in Zukunft mit starken Schwankungen beim Ölpreis, sonst würden sie jetzt mutiger bei den Öl-Multis zugreifen. In Relation zu stark steigenden Ölpreisen von fast 40% seit Jahresbeginn bzw. 90% in einem Jahr haben also auch Öl/Gaswerte beim Aktienkurs nicht proportional vom Ölpreis profitieren können. Dies liegt in Russland an den hohen Steuern und Abgabenbelastungen und bei den Multis an der geringen Replacementquote. Gespannt sein darf man nun, ob Saudi-Arabien tatsächlich die Fördermengen drastisch reduziert, da sonst das Horror-Szenario von einem Ölpreis von 150 USD/Barrel Wirklichkeit werden könnte, was die Wall Street weiter belasten würde. Umgekehrt bildet jeder Ölpreisrückgang eine Stütze für den Aktienmarkt.
Fazit: Aufgrund der angeschlagenen Marktechnik, der steigenden Zinsen und Inflationsraten sollte der Anleger vermehrt in Liquidität gehen oder auch kurzfristig selektiv angeschlagene Märkte über ETFs shorten. Es wird weiterhin mit volatilen Seitwärtsbewegungen zu rechnen sein, wo der Anleger nur durch geschicktes und selektives Traden Geld verdienen kann. Wer seit Jahresbeginn in russische Düngemittel-, Stahl- und Kohleunternehmen investiert hat, dürfte die gegenwärtige Korrektur kaum bekümmern.
Auch bei russischen Öl/Gasaktien wird es nach einer Korrektur wieder gute Trading-Möglichkeiten geben. Auch Solaraktien bieten als Alternative zu Ölaktien gute Trading-Möglichkeiten nach dem Motto: je höher der Ölpreis steigt, desto mehr rücken Alternative Energien in den Vordergrund. Schließlich konnte man mit russischen Ölaktien seit den Märztiefs über 40% im Durchschnitt verdienen.
Auch in Zukunft wird es wieder gute Trading-Möglichkeiten geben, was auch immer auf der Ostbörsen-Hotline 09001-8614001 (1,86 € /Min) besprochen wird.