Wenn es etwas gibt, von dem es in Dubai nicht mangelt, dann ist es Sand und Immobilien. Hunderte Hochhäuser wurden in den Sand gesetzt und warten auf Mieter oder Käufer. Doch die Dubai-Bubble ist nicht „Golf-spezifisch“. Sie ist lediglich ein Symbol der finalen Phase des Geldsystems weltweit.
Hochhäuser in Dubai, Wüstenansicht.
Dubai Airport, 23 Uhr. Beim Verlassen des Flughafens trifft den Reisenden auch im September der Hitzeschock. 40 Grad zeigt das Thermometer, gefühlt sind es 60 Grad, denn die Luftfeuchtigkeit beträgt 70%.
Der Taxifahrer bringt mich ins Hotel. Die Fahrt geht vorbei an zahllosen Hochhäusern. Viele davon sind dunkel. Der Grund steht außen in großen Lettern auf die Bauklötzer geschrieben: For rent & for sale, to lease & to let. Keine Frage, hier ist am Bedarf vorbei gebaut worden. Doch in den nächsten Jahren kommen die Mieter, versichert der Taxifahrer. In Dubai wird’s wieder bergauf gehen.
Die Hotels der Stadt sprechen derweil eine andere Sprache: Gähnende Leere. Und trotz der Leere kommen noch 50 weitere 5-Sterne Bunker hinzu. Dubai will schließlich gerüstet sein für den kommenden Aufschwung. Dubai will das Zentrum der Globalisierung werden.
Ob dieser Traum im „Übermorgenland“ (Spiegel-Titel 2007) aufgeht wage ich zu bezweifeln. Tausende Investoren haben ihr Geld in den Sand gesetzt. Milliarden Anzahlungen sind für immer verloren, weil Projekte erst gar nicht begonnen wurden. Unfertige Betongerippe ragen in den Wüstenhimmel. Angeblich haben internationale Investoren 50 Milliarden verloren.
Dubais Aushängeschild, die „Palme“ vertrocknet langsam. Genauso wie viele Hochhäuser stehen auch viele Villen leer. Die größten Firmen des Emirats müssen ihre Schulden „umstrukturieren“ – vornehmer Ausdruck für Zahlungsunfähigkeit.
26 Milliarden Dollar Schulden lasten allein auf "Dubai World" einem der Hauptkonglomerate in der Region. Das Geld floß in Strömen, weil angeblich Dubais Herrscher hinter der Firma stand. Als "Dubai World" klamm wurde, wollte der Scheich allerdings nichts mehr mit dem Unternehmen zu tun haben. Und damit begann das große Zittern am Golf.
Die Gläubiger der betonierten Wüstenzone sind das Who is Who der westlichen Bankenwelt: Royal Bank of Scotland, HSBC Holdings, Lloyds Banking Group, Standard Chartered, Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJ, Abu Dhabi Commercial Bank and Emirates NBD. Es wurde ein paar Jahre Aufschub vereinbart. Woher das Geld jedoch später herkommen soll, weiss nur Allah.
Nachdem sich die Gläubigerbanken mit Müh und Not auf eine Umschuldung von "Dubai World" geeinigt haben, steht der neue Wackelkandidat im Übermorgenland schon fest: Die "Dubai Holding", ebenfalls ein Firmenkonglomerat, nur größer. Bei der "Dubai Holding" stehen 50 Milliarden Dollar im Feuer.
Das neue Symbol der Superlative der Golf-Metropole, das höchste Haus der Welt, wurde gleich bei Eröffnung umbenannt. Es trägt jetzt den Namen des Herrschers von Abu Dhabi. Eine größere Erniedrigung ist für Dubai und seinem Scheich nicht denkbar: Aus Burj Dubai wurde Burj Kalifa. (Turm von Dubai / Turm von Kalifa).
Während der Herrscher von Dubai derweil seiner Lieblingsbeschäftigung, der Pferdezucht, nachgeht, behauptet er, dass er mit den großen Pleitefirmen des Emirats nichts zu tun hätte.
Doch die Dubai Bubble ist nicht „Golf-spezifisch“. Sie ist lediglich Ausdruck der riesigen Probleme des Geldsystems weltweit. Dubai wurde auf Schuldsand gebaut. Schulden, die nie mehr zurückgezahlt werden können. Und mit diesem Problem steht Dubai nicht alleine da. Die Probleme sind hier nur besser sichtbar.
So rückt auch für das „Übermorgenland“ die Stunde der Wahrheit näher. Doch Schadenfreude ist nicht angebracht. Dubai ist nur ein Dominostein weltweit.