Krisen-Ökonom Otte sieht durch Basel III Nachteile für Deutschland. „Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Gelegenheit auch genutzt werden sollte, Deutschland zu schwächen.“ - Sparkassen warnen: Basel III führt zu einer Verknappung der Kreditmittel für Unternehmen. „Eine Gefahr für die Langfristkultur der deutschen Wirtschaft und der deutschen Privathaushalte“.
Der renommierte Krisenökonom Max Otte hat scharfe Kritik an den unter Basel III zusammengefassten verschärften Auflagen für Banken geäußert. „Kritisch ist zu sehen, dass sie nur für Banken, nicht aber für andere Finanzmarktakteure wie Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften gelten, die ebenso einbezogen gehören“, sagte der Wirtschaftsprofessor an der Fachhochschule Worms Handelsblatt Online.
„Sehr nachteilig für die deutsche Wirtschaft“ sei zudem die Tatsache, dass die speziellen Formen der Finanzierung für Sparkassen und Genossenschaftsbanken abgeschafft werden sollen. „Diese Institute waren seit Ende des neunzehnten Jahrhunderts eine wesentliche Basis für die Stärke des deutschen Wirtschaftsmodells“, erklärte Otte und fügte hinzu: „Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Gelegenheit auch genutzt werden sollte, Deutschland zu schwächen.“
Gleichwohl lobte Otte die vereinbarten strengeren Eigenkapitalvorschriften. Eigenkapital sei die wesentliche Basis und das Sicherheitspolster einer Marktwirtschaft. „Bei ausreichender Eigenkapitalausstattung der Finanzmarktakteure hätte es keine Finanzkrise gegeben“, so Otte. „Insofern sind die getroffenen Regelungen als richtiger Schritt zu begrüßen.“
Max Otte ist im Zuge der Finanzkrise bekannt geworden – schon 2006 warnte in seinem Buch „ Der Crash kommt“ vor den kommenden Verwerfungen auf dem globalen Markt.
Sparkassen: Basel III Gefahr für Mittelstand. Verknappung des Kreditangebots um mehr als 200 Mrd.
Die Sparkassen sehen durch schärfere Eigenkapitalregeln ein Drittel des Kreditangebots für ihre Kunden in Gefahr. Die derzeitigen Vorschläge des Baseler Ausschusses der Notenbanken und Aufsichtsbehörden bedeuteten „eine Verknappung des Kreditangebots der Sparkassen um mehr als 200 Mrd. Euro“, heißt es in einem Positionspapier des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), das der Tageszeitung DIE WELT (Dienstagausgabe) vorliegt. Außerdem wären die Kreditinstitute nach Ansicht des Verbandes gezwungen, mehr kurzfristige und weniger langfristige Kredite zu vergeben. Der Baseler Ausschuss setzt am Dienstag seine Beratungen über das als „Basel III“ bezeichnete Regelwerk fort.
„Basel III führt zu einer Verknappung der Kreditmittel für Unternehmen“, warnt der DSGV in seinem Papier. Besonders betroffen wäre nach Ansicht des Verbandes der Mittelstand, der sich nicht ohne weiteres Geld am Kapitalmarkt beschaffen könne. Denn nicht nur bei den Sparkassen stehe ein Drittel des Kreditvolumens zur Disposition: „Die Bedingungen bei den Genossenschaftsbanken dürften ähnlich sein“, heißt es in dem Papier.
Die Sparkassen kritisieren außerdem, dass Firmendarlehen systematisch gegenüber Krediten an Staaten benachteiligt würden, da für letztere deutlich weniger Eigenkapital zurückgelegt werden muss. „Damit verschaffen sich die Staaten als Kreditnachfrager einen unfairen Finanzierungsvorteil gegenüber Unternehmen“, schreibt der DSGV.
Als besonders gravierend stuft der Sparkassenverband indes die bisher öffentlich wenig beachteten Liquiditätsvorschriften ein. Sie sollen Banken grundsätzlich dazu zwingen, langfristige Kredite stärker langfristig gegenzufinanzieren.
Die jetzigen Entwürfe seien jedoch „eine Gefahr für die Langfristkultur der deutschen Wirtschaft und der deutschen Privathaushalte“, warnt der DSGV. Denn einlagenstarke Institute wie die Sparkassen wären stärker als bisher verpflichtet, die eher kurzfristig laufenden Einlagen ihrer Kunden bei Bedarf rasch auszahlen zu können.
Dies würde die Vergabe langfristiger Darlehen erschweren: „Nach jetzigem Stand würde dies bedeuten, dass die Sparkassen das langfristige Kreditgeschäft um bis zu 50 Prozent in kurzfristige Finanzierungen umschichten müssten“, schreibt der Verband. Es gehe um ein Volumen von 276 Mrd. Euro. „Zehnjährige Zinsfestschreibungen für Wohnungsbaufinanzierungen oder fünfjährige bei Investitionen von Unternehmen wären dann die Ausnahme.“