Vor 50 Jahren war GM noch das nach Börsenwert größte Unternehmen der Welt. Autos und Unternehmen waren das Symbol der USA. Heute ist General Motors Schlußlicht auf der Liste der Weltkonzerne. Das Unternehmen ist nur noch gut 4 Milliarden Euro wert. Es erstickt in Schulden, Liquiditätsschwierigkeiten, Pensionsverpflichtungen, Regulierungen. Die Autos von GM sind kaum noch verkäuflich.
Aber auch General Motors selbst ist schwer verkäuflich. Angst vor einer Übernahme hat der Chef des Unternehmens jedenfalls nicht. Vor einem Monat sagte ein Direktor von GM, George Fisher, dass er keine Übernahme befürchte, weil das Unternehmen zu hohe Schulden habe.
Diese Schulden fielen letzte Woche auf ein Rekordtief. Die Anleihen von GM sackten allein in ein paar Tagen um 9%. Ein untrügliches Zeichen, dass immer mehr Investoren nicht daran glauben, dass General Motors noch mal die Kurve kriegt.
Kippt General Motors, kippt Amerika. GM hat nicht nur einen enormen Symbolcharakter. An GM hängen nicht nur Millionen von direkten und indirekten Arbeitsplätzen. GM ist Amerika. War Amerika -?-, zumindest das Symbol des amerikanischen Traums. Die riesigen Karren mit den Heckflossen, Ausdruck unbändigen, verschwenderischen Lebensstils im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Doch dieser Traum ist nun ausgeträumt.
Die Amerikaner haben kein Geld mehr für solche Autos. Und selbst jene, die noch über Barmittel verfügen, kaufen die Schaukelkutschen nicht mehr, weil sie zu viel Sprit fressen und keine Qualität bieten. Ein Schicksal, das übrigens nicht nur General Motors allein trägt, sondern auch Ford und Chrysler.
Ich sprach gestern noch mit einem guten Freund in Los Angeles. Seine Antwort: Die US - Autos stehen wie Blei im Geschäft, der Verkauf ist zum Erliegen gekommen. Hauptgrund ist allerdings nicht der Qualitätsmangel der Gefährte, sondern die Tatsache, dass sie zu viel Benzin verbrauchen. Und den kann sich in den USA sowieso kaum noch jemand leisten.
Es dürfte schwierig sein, hier auf ein Turn Around zu spekulieren, wie dies das große US-Anlegermagazin Barrons noch vor zwei Wochen anregte: Hier gehts zur Barrons Empfehlung
Unterdessen haben die Analysten der Autobranche auch noch mal nachgerechnet: Als die Aktie nach 53 Jahren letzte Woche ihren Tiefstand erreichte, gab die renommierte Investmentbank Goldman Sachs eine Verkaufsempfehlung raus. Wirklich eine pfiffige Analyse! Das ist eine echt starke Analysten-Leistung! Wenn die Lage nicht so ernst wäre, könnte man dies glatt als Kontra -Indikator nutzen.
Doch Vorsicht ist geboten: Müssten GM, Ford oder auch Chrysler nach deutschem HGB bilanzieren, hätten sie schon vor Jahren Insolvenz anmelden müssen. Alle drei bilanzieren nämlich unter den milliardenschweren Pensionsverpflichtungen absolute Luftnummern, gehen von völlig unrealistischen jährlichen Gewinnzuwächsen der für die spätere Auszahlung an ehemals Beschäftigte abgestellten und verwalteten Mittel aus.