Jeder, der glaubt, exponentielles Wachstum könne endlos weiter gehen, ist entweder ein Verrückter oder ein Ökonom.
Kenneth Boulding, economist
Die westlichen Industrienationen (USA, EU, GB) erzeugten 2010 einen Neuverschuldungsrekord von rund 5 Billionen Dollar. Diese Summe war notwendig, um das Geldsystem nicht zusammenbrechen zu lassen. Denn im Verlauf der Krise drohte die Gesamtkreditmenge zu schrumpfen - und das ist tödlich für's System.
In unserem schuldbasierten Geldsystem ist es notwendig, dass ständig neue Kredite mindestens die Zinszahlungen der alten Schulden ausgleichen. Wenn dies nicht passiert, bricht das Geldsystem zusammen.
Dies führt zwangsläufig zu einer Exponential-Funktion bei den Schulden.
Während 1995 rund 1 Billion neue Kredite notwendig waren, um die Zinsen zu bedienen, waren es im Jahr 2000 schon 2 Billionen. Im Jahr 2005 waren 3 Billionen notwendig und im Jahr 2008 brauchte das System 4 Billionen an neuen Krediten.
Auch wenn in den USA derzeit die "Fed" beim Ankauf der Staatsschulden "aushilft", und auch die EZB mittlerweile Ramschanleihen kauft, so ist abzusehen, dass die Zeitabstände immer kürzer werden, innerhalb derer immer mehr Billionen erforderlich sind, um das System aufrecht zu erhalten. Dass dies nicht möglich ist, liegt auf der Hand.
Das Dilemma: schon ein geringfügiges Absinken der Kreditmenge führt in die Katastrophe: Bankenpleiten etc. - wie in den letzten Jahren geschehen. Andererseits dürfte es aber auch praktisch unmöglich werden, die benötigten Kredite in Zukunft zu erzeugen.
Dieses Jahr haben die Staaten noch mal kräftig die Verschuldung erhöht - aber können sie sich in der gleichen Geschwindigkeit auch nächstes Jahr weiter verschulden? Das dürfte zumindest schwierig sein.
Kreditexpansion in den USA seit 1945 - die perfekte Exponentialkurve.
Allein in diesem Jahr wollen die USA das Staatsdefizit um rund 3 Billionen Dollar ausweiten. Die Frage stellt sich natürlich, wer die Bonds kaufen soll. Die Ersparnisse der Amerikaner liegen derzeit bei rund 600 Milliarden pro Jahr.
Eines ist mathematisch allerdings jetzt schon klar: In 2011 werden es schließlich an über 3 Billionen Dollar sein werden, die allein die USA an neuen Krediten braucht.
Nicht viel besser sieht es in der EU aus. Hier werden dieses Jahr schätzungsweise 1,6 Billionen neue Schulden in diesem Jahr aufgenommen. Großbritannien braucht rund 230 Milliarden Pfund.
Auf 'all diese Billionen sind im nächsten Jahr Zinsen fällig. Ebenso sind Zinsen auf die Altschulden fällig. Damit wird sich die Situation dramatisch zuspitzen.
Die offizielle US-Kreditsumme (Staat und Privatsektor) dürfte 2010 rund 60 Billionen Dollar betragen Bei einer Durchschnitts-Verzinsung von 5% braucht das Geldsystem in dieser theoretischen Rechnung allein für die USA im Jahr 2011 also 3 Billionen Dollar - allein für die Zinszahlung. Diese Rechnung zeigt, dass der Zug mit immer höherer Geschwindigkeit auf die Wand zu rast.
Alle "Sparbemühungen" seitens Politiker sind Lippenbekenntnisse, da das Geldsystem mit den fälligen Zinszahlungen eigene Zwangsmechanismen schafft, welche sich immer mehr vom Machbaren entfernen. Kein Wirtschaftswachstum der Welt wird den Zinseszinseffekt einholen.
Es dürfte nur noch ein Frage von kurzer Zeit sein, bis sich die Anleihenbesitzer ernsthafte Sorgen über die Werthaltigkeit ihrer Assetts machen, angesichts der Tatsache, dass Staatsanleihen in den nächsten Monaten und Jahren geradezu inflationär auf den Markt geworfen werden.
Sollte es hier zu einem "Käuferstreik" kommen, oder sich die großen Kapitalsammelstellen gar entscheiden, ihre Bonds zu verkaufen (Pimco & Co), dann bedeutet dies den Infarkt des Geldsystems. Dieser kann jetzt schon täglich eintreten, wenn die großen Kapitalsammelstellen nicht mehr kaufen.
Natürlich könnten bei einem Käuferstreik die Notenbanken einspringen - so wie sie es ja jetzt auch schon tun. Doch wenn dereinst die Zentralbanken komplett alle Staatsschuldenn kaufen, dann kapiert auch der Mann auf der Straße, dass das System am Ende ist. Dieser Zustand könnte schon nächstes Jahr eintreten, denn eines ist klar: Es werden nicht weniger, sondern mehr Billionenen sein, welches das System zum Überleben braucht.