USA contra China im Handelskrieg. US-Junk-Bond-Markt gerät in die Schuldenfalle. Iran mit gefährlichen Drohgebärden. Positive Berichtssaison stützt Börsenkurse. DAX mit neuem Jahres-Hoch. Chancen in neuen Schwellenländern.
von Andreas Männicke
Gibt es bald einen Währungskrieg USA gegen China? Schüsse sind noch nicht gefallen, aber die Drohgebärden der USA machen nachdenklich. Im November sind Kongresswahlen in den USA und dann wird gegen politische Feinde auch „schmutzige Wäsche“ gewaschen. Die USA fahren nun scharfe Geschütze gegen China auf. Nach dem Apell, den Renmimbi aufzuwerten, wollen die USA wohlmöglich Handelsrestriktionen gegen China beschließen, was sehr gefährlich werden könnte, denn auch die Chinesen haben eine gefährliche Waffe in der Hand und die heißt „Dollaranleihen“ bzw. zukünftige Käufe von US-Staatsanleihen. Es wird von den Hardlinern in den USA behauptet, dass der Yuan bzw. Renmimbi um 27% unterbewertet sei, was ich aber als Punktschätzung für falsch halte. Sicherlich ist der Yuan unterbewertet, nur um wie viel ist schwer zu schätzen.
Die USA wollen die enormen Handelsbilanz-Defizite mit Asien, insbesondere mit China, durch Währungspolitik ausgleichen. Wenn dies nicht gelingt, könnten höhere Importzölle beschlossen werden, was nichts anderes ist als Protektionismus. Die USA suchen jetzt einen Schuldigen für die selbst verursachte Misswirtschaft, was ich für einen Fehler halte. Woran es mangelt, sind effektive Strukturreformen, vor allem in den USA. Die USA sollten sich auf die eigene Stärken besinnen, die sicherlich auch vorhanden sind. Einige Hardliner versuchen jetzt aber den Konfrontationskurs mit China, den ich aber schon lange befürchtet habe.
Dies könnte wiederum die Chinesen dazu veranlassen, die Währungsreserven nicht mehr wie zuvor überwiegend in US-Staatsanleihen anzulegen. Die Währungsreserven haben in China ein Rekordvolumen von über 2,6 Billionen USD erreicht. Ein weiteres Druckmittel könnten eigene Rohstoffe wie „seltene Erden“ sein, die zu über 80% im Besitz von Chinesen sind, aber weltweit auch in der Mikroelektronik gebraucht werden.
Der Euro stieg seit dem Mai allen Unkenrufen zum Trotz zum Dollar von unter 1,20 auf über 1,40 EUR/USD, was im Mai wohl kaum einer für möglich gehalten hatte. Das Gefährliche an der ganzen Sache sind die Billionen US-Dollar an Währungsspekulationen, denn nur ein Bruchteil (ca. 10%) ist auf Handelstransaktionen von Land zu Land zurückzuführen. Das „Endergebnis der Abrechnung“ könnten Kapitalmarktrestriktionen und Devisenbewirtschaftung werden, also ein Rückfall ins letzte Jahrhundert.
Währungsentwicklungen sind kurz- und mittelfristig kaum prognostizierbar, sie sind „at random walk“, also Zufallsergebnisse, da es zu einem kein freies Spiel der Marktkräfte auf den internationalen Devisenmärkten gibt, sondern Marktmanipulationen durch die Notenbanken, und zum anderen spekulative Momente von Devisenspekulanten immer wieder zu Unter- und Übertreibungen führen, wie eben auch an der Börse.
Die richtige Einschätzung von zukünftigen Währungsrelationen ist aber enorm wichtig für Import-/Exportunternehmen, für Auslandsdirektinvestitionen, aber auch für Anleger, die im Ausland investieren. So sind Anleger im Dollarraum für Europäer aufgrund der Währungsverluste in den letzten Monaten und auch seit Jahresbeginn kaum gestiegen. Umgekehrt haben Amerikaner in den letzten 6 Monaten erhebliche Währungsgewinne durch den schwachen Dollar erzielt. Ich empfehle immer, auch den DAX und andere Indices auf USD-Basis zu berechnen, weil sich dann ein ganz anderes Chartbild ergibt.
Langfristig kann man die „Bic Mac-Währung“ gemäß der Kaufkraftparitäten-Theorie als grobe Richtung für Wechselkurse angeben, kurzfristig nützt da nur die Beherrschung der Markttechnik für Anleger. Nach der Bic Mac-Währung müsste der Euro bei 1,20 EUR/USD fair bewertet sein und der Yuan um 50% abwerten. Beim Euro sorgen die Spekulanten für andere Währungsrelationen und beim Renmimbi die chinesische Regierung.
Die USA stehen mit dem Rücken zur Wand. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten meldet ständig neue besorgniserregende Rekorde: Rekordverschuldung, Rekord-Defizite, Rekord-Zwangsversteigerungen (im August 25% mehr als im Vorjahr), Rekord-Anleihennotkäufe der FED, Rekord-Lebensmittel-Gutscheine für Bedürftige. Viele Städte und Kommunen stehen kurz vor der Pleite. In Kalifornien arbeiten die Beamten gratis oder bekommen Schuldscheine ausgehändigt. Bisher gingen schon 127 Banken Pleite, was aber noch kein neuer Rekord ist.
Ich halte es für sehr gefährlich, wenn die Amerikaner die Drohgebärden übertreiben würden. Im Jahr 1987 hat der US-Finanzminister Jim Baker auch die deutsche Bundesbank wegen zu hoher Zinsen kritisiert und hernach gab es einen Crash. Die Währungsfragen sollte auch ein wichtiges Thema beim nächsten G20-Treffen sein, denn dies könnte Signalwirkung für die Zukunft haben. Auch Währungsfragen sollten im Geiste der Kooperation und nicht der Konfrontation stattfinden, da es sonst im nächsten Jahr einen Börsencrash geben wird. Das Schlimmste, was uns auch als Anleger passieren kann, wäre ein Rückfall in Protektionismus, Abschottung oder der Beginn eines Abwertungswettlaufs der zentralen Währungen.
Russland will jetzt doch mit Macht in die WTO, was vor allem von dem Wohlwollen der USA abhängt, und Putin will in Zukunft auch den Rubel als wichtige Handelswährung ins Spiel bringen. Die Dominanz der Amerikaner wird schwinden, aber die Leitwährung Dollar wird (vorerst) bleiben.
Anleger sollten sich über den schwachen Dollar freuen, denn der schwache Dollar sorgte zuletzt für eine erfreuliche Herbstrallye bei Rohstoffen und Aktien. So stiege der Goldpreis auf das neue Allzeithoch von 1386 USD/Unze, korrigierte am Freitag aber wieder auf 1369 USD/Unze. Der Silberpreis schoss sogar auf über 24 USD/Unze, was ein neues 30 Jahres-Hoch bedeutet. Kupfer stieg auf 8397/Tonne USD, wovon besonders die Börse ein Chile als größter Kupferproduzent der Welt profitierte. Nach der Rettung der Bergarbeiter befindet sich Chile jetzt im Glücksrausch – und die Anleger in Chile auch.
Der schwache Dollar sorgte auch für Kursteigerungen an der Moskauer Börse. Der RTS-Index stieg auf 1581 Indexpunkte was ein Plus von 10% seit Jahresbeginn bedeutet. Im August war der RTS noch im Minus.
Ich hatte zudem den polnischen Silber- und Kupferproduzenten KGHM im letzten EAST STOCK TRENDS als „Aktie des Monats“ zum Kauf empfohlen, was sich auch schon ausgezahlt hat. Es gibt auch fortan Outperformancechancen an den Ostbörsen. Bestellen Sie daher jetzt ein Probe-Abo für den monatlich erscheinenden Ostbörsenbrief EAST STOCK TRENDS (EST, siehe www.eaststock.de) und/oder melden Sie sich jetzt für das nächste Emerging Market-Seminar am 24. November 2010 um 16.00 in Frankfurt/M gleich nach dem Eigenkapitalforum an (Infos und Programm unter www.eaststock.de, dort unter Seminare). Sowohl im EST als auch beim Seminar wird auch immer auf das „big picture“ eingegangen, also auf die Hintergründe der gegenwärtigen Gold/Silberhausse und das Pro und Contra an den Weltbörsen, was immer auch Rückwirkungen auf die aufstrebenden Ostbörsen hat.