In der westlichen Welt droht der GAU in Sachen "Seltene Erden". Deutsche Betriebe müssen erstmals Produktion einschränken, weil China keine Seltenen Erden mehr liefert. "Wir stehen am Beginn einer Versorgungskrise".
Wie MMnews schon letzte Woche meldete, steht die westliche Hochtechnologie-Produktion am Rande von erheblichen Produktionseinschränkungen, weil Seltene Erden knapp werden. Nun warnen erstmals deutsche Firmen vor Produktionseinschränkungen, wegen Lieferengpässen bei den wichtigen Grundstoffen. Ursache: China drosselt die Lieferung der wichtigen Edelmetalle. Doch die Liefereinschränkungen kommen nicht unerwartet. Schon seit Jahren warnten Experten vor der drohenden Knappheit. Hauptproblem: China ist der einzige große Lieferant von Seltenen Erden. Doch Peking beansprucht die besonderen Metalle zunehmend selbst, der Export soll 2011 um 30% reduziert werden.
Heute ist das Thema erstmals Top-Story auf SPIEGEL ONLINE: Seit Jahren haben Experten gewarnt - nun ist der Ernstfall eingetreten: Erste Firmen in Deutschland bekommen keine Metalle für die Hochtechnologie mehr geliefert, die sogenannten Seltenen Erden sind ihnen ausgegangen. Das erfuhr SPIEGEL ONLINE aus Industriekreisen. Die Betriebe werden ihre Produktion vermutlich einschränken müssen. Der Grund für die Verknappung: China exportiert weniger Seltene Erden. Gleichzeitig hält das Land quasi das Monopol auf die Hochtechnologie-Metalle, produziert 97 Prozent der weltweiten Menge. "Wir stehen am Beginn einer Versorgungskrise", sagt der Geologe Harald Elsner von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR).
China hat zwar immer wieder versichert, die Versorgung von Seltenen Erden sicher zu stellen. Doch Experten beruhigen diese Aussagen nicht: "Es drohen brisante Engpässe", sagt der Geologe Peter Buchholz von der BGR. Hauptleidtragende dürften die Branchen der Autozulieferer und der Offshore-Windkraftanlagen-Hersteller sein. Die Preise für Seltene Erden haben sich zwischen Januar und August teils dramatisch erhöht, für einzelne Elemente um das Siebenfache.
17 Metalle gehören zu den Seltenen Erden, darunter Lanthan, Europium und Neodym. Sie werden nur in kleinen Mengen verwendet, sind aber unverzichtbar unter anderem für die Herstellung zahlreicher Elektroprodukte und allem, was mit Hightech zu tun hat.
Unterdessen steigen die Aktienkurse jener Unternehmen, die demnächst Seltene Erden produzieren können. Die Kurse von Arafura Resources und Lynas (beide Australien) verdreifachten sich in den letzten Monaten. Doch auch diese Unternehmen alleine werden den weltweiten Bedarf an seltenen Erden in Zukunft nicht decken können, weil die Nachfrage zu groß ist.