Deutsche verschieben Schwarzgeld von der Schweiz nach Asien. „Ein Knopfdruck – und das Geld ist aus der Schweiz in Singapur oder Hongkong“. - „Allein in den ersten acht Monaten dieses Jahres gingen 62 Milliarden Schweizer Franken verloren“.
Die Inhaber deutscher Schwarzgeldkonten in der Schweiz fliehen offenbar im größeren Stil in die asiatischen Steueroasen Singapur und Hongkong. Spitzenbeamte des Bundesfinanzministerium halten es für möglich, dass sie dabei die Hilfe Schweizer Banken bekommen. "Ein Knopfdruck – und das Geld ist aus der Schweiz in Singapur oder Hongkong", heißt es in Berlin.
Nach Ansicht des Bankenexperten der Schweizerischen Volkspartei Hans Kaufmann geht es dabei um Milliardensummen. "Allein in den ersten acht Monaten dieses Jahres gingen 62 Milliarden Schweizer Franken verloren", sagt der Schweizer Politiker dem Hamburger Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL. Hintergrund der Absetzbewegung ist das geplante Steuerabkommen zwischen Berlin und Bern, in dem die Besteuerung von Altvermögen sowie die Abgeltungsteuer für künftige Erträge festgelegt werden sollen.
Die Fluchtrouten in die asiatischen Steueroasen Singapur und Hongkong sind für Deutsche weitgehend offen. Mit Hongkong hat die Bundesrepublik kein umfassendes Doppelbesteuerungsabkommen geschlossen, der Vertrag mit Singapur lässt Lücken bei der Amtshilfe. Schnelle Abhilfe ist nicht in Sicht, weil sich Finanz- und Wirtschaftsressort über grundlegende Fragen der Besteuerung deutscher Unternehmen in Singapur streiten.
Wegen dieser Grundsatzdebatte unterbleibe die Verfolgung Steuerflüchtiger, kritisiert die Opposition. "Bislang hat Herr Schäuble noch nicht einmal mit den Verhandlungen begonnen. Das ist umso irrwitziger, als Singapur selbst angeboten hat, bessere Informationspflichten zu akzeptieren", sagt die finanzpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Nicolette Kressl. DER SPIEGEL 46/2010