Experten fordern Kaufprämie der Bundesregierung, um Absatz von Elektroautos in Deutschland anzukurbeln. Stefan Bratzel: Ohne Subvention auf dem Heimatmarkt sind Batteriefahrzeuge aus Deutschland weltweit chancenlos. Förderung ab 2011 von 7500 Euro, Absenkung in den Folgejahren.
Experten sehen nach Informationen der Tageszeitung „Die Welt" für Elektroautos deutscher Hersteller nur dann eine Chance, wenn die Bundesregierung direkte Prämien beim Kauf eines Batterie-Fahrzeugs zahlt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Center of Automotive an der FHDW in Bergisch Gladbach, die der Zeitung vorliegt. „Das Elektroauto für den Massenmarkt wird in Deutschland nur mit Hilfe von Kaufprämien starten“, sagt Stefan Bratzel, der Leiter des Center of Automotive an der FHDW in Bergisch Gladbach, der "Welt". „Kann sich die Bundesregierung dazu nicht durchringen, verfehlt sie ihr Ziel, bis 2020 mindestens eine Millionen Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen zu haben, deutlich.“
Als Beleg für die These präsentiert das Automotive-Center eine Modellrechnung. Das Hauptproblem der Stromfahrzeuge sei bislang die Batterie. "Sie ist zu teuer. Das ist der Grund, warum Elektroautos auch in einigen Jahren noch mindestens 10.000 bis 15.000 Euro mehr kosten, als vergleichbare Modelle mit Verbrennungsmotor“, sagt Bratzel. Dieser Aufpreis ist den Deutschen das schadstoffneutralere Automobil aber nicht wert, das haben nicht nur Bratzel und sein Team in früheren Studien ermittelt.
Das Center of Automotive hat berechnet, wie hoch Kaufprämien ausfallen müssten, damit die Deutschen umsteigen – wobei gleichzeitig eine Dauerförderung vermieden werden soll. Ergebnis der Untersuchung ist, dass der Durchbruch des Elektroautos am ehesten mittels eines „degressives Stufenfördermodells“ erreicht wird. Im Klartext: Kunden sollen beim Kauf von E-Mobilen einen staatlichen Zuschuss bekommen, der im Laufe der Jahre mit der steigenden Zahl verkaufter Modelle sinkt. „Die Förderung sollte ab 2011 mit einer Höhe von 7500 Euro für die ersten 5000 Elektroautos beginnen und dann mit wachsender Verbreitung schrittweise auf 6000, 5000 und 3000 Euro sinken“, schlägt Bratzel vor.
Die Modellrechnung wurde so ausgelegt, dass durch die Zuschüsse das Ziel von einer Million Elektroautos in zehn Jahren erreicht werden könnte. Der Vorschlag hat aus Bratzels Sicht drei Vorteile: Zuschüsse seien eines der stärksten Mittel, Kunden zum Kauf zu animieren. Zudem würde auf die deutschen Autobauer erheblicher Druck ausgeübt, bezahlbare E-Autos für einen Massenmarkt zu entwickeln, weil die Förderung stark sinkt. „Zuletzt ist diese Form der Förderung anders als in anderen Fällen überschaubar. Bleibt man bei unserem Modell liegt das Gesamtfördervolumen bei 500 Millionen Euro“, sagt Bratzel der „Welt“. Ohne Kaufprämien, so das Expertenteam, seien bis 2020 keine 600.000 E-Autos auf deutschen Straßen unterwegs.
Nahezu alle Chefs deutscher Autobauer hatten sich in der Vergangenheit für Kaufprämien ausgesprochen. Im Entwurf für den Zwischenbericht der Nationalen Plattform Elektromobiltät, der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag kommender Woche übergeben werden soll, heißt es: „Industrie und Wissenschaft schlagen Projekte mit einem Bedarf von 4,4 Milliarden Euro in der Zeit von 2011 bis 2014 vor.“ Aus Sicht der Industrie ist klar, sie sie allein diese Summe nicht schultern will. Die Bundesregierung lehnt bislang aber neben den 500 Millionen Euro für die Förderung der Elektromobilität weitere Zuschüsse ab.