Brüderle hält Euro für stabil und sieht keine Inflationsgefahr. Wirtschaftsminister trotz Krise optimistisch: “Wenn wir diese Krise überwunden haben, wird der Euro härter und stabiler sein als je zuvor“. Brüderle hält Rettungspakete für alternativlos und warnt vor Rückkehr zur D-Mark: “Konsequenzen eines Ausstiegs aus dem Euro wären eine Katastrophe“.
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hält den Euro in der aktuellen Währungs- und Finanzkrise für stabil und sieht keine Inflationsgefahr für die Währung. Brüderle sagte BILD am SONNTAG: “Der Wechselkurs von deutlich über 1,30 Dollar zeigt, dass der Euro eine stabile Währung geblieben ist. Es sind derzeit keine Inflationsgefahren erkennbar.“
Der Wirtschaftsminister widersprach Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrer Einschätzung von einer Existenzkrise des Euro: “Die Lage ist zwar ernst, aber ich bin optimistisch: Europa ist in Konflikten und Krisen immer zu neuen Strukturen aufgebrochen und war am Ende stärker als zuvor. Wenn wir diese Krise überwunden haben, wird der Euro härter und stabiler sein als je zuvor.“
Die Rettungspakete für die verschuldeten Staaten sind nach Brüderles Worten alternativlos: “Wir müssen den Krisenstaaten helfen, damit sie über den Berg kommen. Sonst geht es allen schlechter.“ Eindringlich warnte Brüderle vor den Konsequenzen eines Scheiterns des Euro: “Eine Rückkehr zur D-Mark wäre fatal. Die Konsequenzen eines Ausstiegs aus dem Euro wären für die deutsche Wirtschaft eine Katastrophe: verminderte Wirtschaftsleistung, steigende Arbeitslosigkeit, Rückgang des Wohlstands. Nur weil es Probleme gibt, können wir doch nicht gleich das Erfolgsprojekt Euro beenden.“
Eine Mitschuld an der aktuellen Euro-Krise gab der Wirtschaftsminister der rot-grünen Bundesregierung und Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). “Wer hat denn den EU-Stabilitäts- und Wachstumspakt als erster aufgeweicht? Das war neben Frankreich Deutschland unter Kanzler Schröder. Diese mangelnde Haushaltsdisziplin hatte Vorbildcharakter für kleinere Länder mit weniger Erfahrung in Sachen Stabilität“, so Brüderle. “Es war ein Kardinalfehler der Regierung Schröder, die Kriterien wiederholt nicht einzuhalten und als Reaktion den Pakt aufzuweichen.“
Brüderle bestritt, dass die EU durch den Euro-Rettungsschirm zu einer Transferunion geworden sei: “Es gibt keine Transferunion wie zum Beispiel in Deutschland mit einem Länderfinanzausgleich.“ Es gebe einen Rettungsschirm, der 2013 wieder eingeklappt werde. “Danach müssen die privaten Gläubiger, also Banken, Versicherungen aber auch Privatpersonen, bei möglichen Rettungsaktionen mit ins Boot. Wer hohe Renditen bei Staatsanleihen einstreicht, muss auch das Risiko mittragen“, forderte Brüderle.
Um sein Privatvermögen macht sich der Wirtschaftsminister keine Sorgen: “Ich bin ein Mensch, der generell ziemlich angstfrei ist.“ Sein Privatkapital hat Brüderle “sehr konservativ und vorsichtig“ angelegt. “Vor meinem Amtsantritt habe ich alle deutschen Aktien und Wertpapiere verkauft, damit nicht einmal der Hauch eines Verdachts von Insiderhandel aufkommen kann. Ich investiere auch nicht in europäische Staatsanleihen“, so Brüderle.