Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt sieht Deutschland als größten Gläubiger in Europa in einer schwierigen Situation. Das gehe „weit über die Frage der Währungen und der Währungsreserven hinaus“. Deutschland verkaufe Waren und erhalte dafür nur Papiergeld. „Das wird später abgewertet und man muss es abschreiben."
Nach Ansicht von Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt ist Deutschland als größter Gläubiger in Europa in einer schwierigen Lage. Im Interview mit dem Handelsblatt (Dienstagausgabe) sagte Schmidt, das gehe „weit über die Frage der Währungen und der Währungsreserven hinaus“ und sei auch eine psychologische Frage: „Ich meine die Psychologie von Völkern und ihrer öffentlichen und veröffentlichten Meinung. Wegen der Nazizeit und dem Zweiten Weltkrieg wird Deutschland für lange Zeit in der Pflicht stehen – für das ganze 21. Jahrhundert, vielleicht sogar noch für das 22. Jahrhundert.“
Manchmal benähmen sich die Deutschen wie ein selbstbewusstes Volk und neigten dazu, jedermann zu schulmeistern. Bundeskanzlerin Angela Merkel merke nicht, dass sie das Gewicht der deutschen Gläubigerposition zu sehr in die Waagschale werfe. Dabei seien die Deutschen „verwundbarer als sie glauben“.
Die politischen und wirtschaftlichen Eliten hätten lange nicht die Kehrseite der deutschen Leistungsbilanzüberschüsse verstanden und benähmen sich ähnlich wie China. Deutschland verkaufe Waren und erhalte dafür nur Papiergeld. „Das wird später abgewertet und man muss es abschreiben. So hält man Güter von der eigenen Nation fern, die sonst hätten konsumiert werden können“, sagte Schmidt.