„Prinzipiell kommen die nationalen Zentralbanken, die ja anteilig das Eigenkapital an der EZB halten, für etwaige Verluste, die bei der EZB anfallen, auf“, sagte Polleit Handelsblatt Online. „So gesehen ist es nicht unbedingt notwendig, das Eigenkapital der EZB aufzustocken.“ Im übrigen würde nach Polleits Ansicht ein Übertragen von Vermögen aus den Bilanzen der nationalen Zentralbanken an die EZB das Eigenkapital innerhalb des Eurosystems, in konsolidierter Betrachtung, nicht erhöhen. „Eine buchhalterische Stärkung des Eigenkapitals des Eurosystems könnte erfolgen, indem Regierungen beispielsweise Anleihen unentgeltlich an die Zentralbanken übertragen“, sagte er. „So etwas könnte in Form von Ausgleichsforderungen geschehen.“
Kater sagte: „Kursverluste bei Staatsanleihen wie auch -gewinne fallen auf den Staatshaushalt zurück, da die Notenbank nicht dazu übergehen darf, die Staatsschuld zu monetisieren.“ Die EZB habe über ihre neu aufgebauten Portfolios an Pfandbriefen und Staatsanleihen höhere Gewinnpotenziale, aber eben auch größere Verlustgefahren. „Somit gilt auch für die Notenbank, was für jeden Anleger gilt: Wenn die Schuldner ihren Verpflichtungen nachkommen, wird das Ankaufsprogramm nicht zum Bumerang für die EZB.“ Kursverluste wären dann, wie Kater sagte, nur temporär, und vorübergehende Verluste würde durch höhere Gewinne in den Folgejahren ausgeglichen werden. „Sollte es allerdings zu Ausfällen bei Staatsanleihen kommen, wäre auch die EZB betroffen, die diese Verluste jedoch an die Staaten weiterreichen würde“, erklärte der Ökonom. Daher halte er es für unabdingbar, „dass für ihre Schulden nur die Staaten selbst aufkommen können“.
Auch Polleit warnte vor Risiken durch Staatsanleihekäufe durch die EZB. „In letzter Konsequenz geht es nämlich um die Frage, ob durch eine solche Politik das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Geld Schaden nehmen kann“, gab er zu bedenken.