ifo-Präsident Hans-Werner Sinn: Menschliches Glück lässt sich nicht messen. Auch der Sachverständigenrat verwirft das Ergebnis einer von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy eingesetzten Arbeitsgruppe zur Korrektur der Wachstumsmessung.
Der Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn, erteilt Forderungen eine Absage, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) durch einen Wohlfahrtsindikator zu ersetzen, der qualitative Aspekte des Lebens messen soll. "Die Vielfalt der Determinanten des menschlichen Glücks lässt sich nicht mit einer Maßzahl erfassen", schreibt der Ökonom in der WirtschaftsWoche.
Der ifo-Präsident stellt sich mit dieser Aussage hinter ein Papier, das der deutsche Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung gemeinsam mit seinem französichen Pendant kürzlich vorgelegt hat. In dem von der Bundesregierung sowie dem Deutsch-Französichen Ministerrat in Auftrag gegebenen Gutachten heißt es: "Die erste und wohl bedeutendste Schlussfolgerung unserer Expertise ist die Ablehnung jedes Ansatzes, der die Messung des menschlichen Fortschritts mit nur einem einzigen Indikator vornehmen will."
Das Papier ist eine Reaktion auf den vielbeachteten Bericht zur alternativen Wohlstandsmessung, den eine vom franzöischen Präsidenten Nicolas Sarkozy ins Leben gerufenen Kommission unter Leitung des Ökonomie-Nobelpreisträgers Joseph Stiglitz im Jahr 2009 vorgestellt hatte.
Sinn äußert allerdings auch Kritik an dem jüngst erschienenen deutsch-französichen Gemeinschaftsgutachten. Der Verbrauch natürlicher Ressourcen könne in einer "grünen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung" berücksichtigt werden. Dazu lese man in dem Gutachten leider nichts.