US-Ökonom Rajan kritisiert Obamas Finanzpolitik. Finanzmärkte könnten USA wegen hohen Staatsschulden ins Visier nehmen. Steuer- und Zinserhöhungen überfällig. „Die Vereinigten Staaten können froh sein, dass die Aufmerksamkeit der Finanzmärkte derzeit der Schuldenkrise im Euro-Raum gilt“.
Die USA könnten wegen ihrer hohen Staatsschulden schon bald ins Visier der Finanzmärkte geraten. Diese Erwartung äußert der ehemalige Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds, Raghuram Rajan, in einem Gastbeitrag für die WirtschaftsWoche. „Die Vereinigten Staaten können froh sein, dass die Aufmerksamkeit der Finanzmärkte derzeit der Schuldenkrise im Euro-Raum gilt“, so Rajan, „sobald sich die Krise in Europa entschärft, könnten sich die Märkte den USA zuwenden – und die Staatsfinanzen kritisch unter die Lupe nehmen“.
Die US-Regierung werde daher nicht umhin kommen, die Steuereinnahmen zu erhöhen. Außerdem müsse Amerika seine langfristige Wettbewerbsfähigkeit verbessern. „Es ist höchste Zeit, dass Amerika erkennt, dass es ein strukturelles Arbeitslosigkeitsproblem hat“, urteilt Rajan, der an der Universität in Chicago lehrt.
Große Probleme sieht Rajan in seinem Beitrag für die WirtschaftsWoche auch in der Geldpolitik der US-Notenbank Fed, die er als „zu aggressiv“ einstuft. Die Fed überspanne den Bogen, indem sie mitten im Aufschwung weiter Staatsanleihen ankauft und noch mehr Geld in das Finanzsystem pumpt. „Die niedrigen Zinsen der Fed lösen massive Kapitalströme in die Schwellenländer aus, wo neue Blasen entstehen“, kritisiert Rajan. Schon zwischen 2001 und 2004 habe die Fed die Leitzinsen zu niedrig gehalten und so zur Preisblase am Immobilienmarkt beigetragen.