Der Banken-Crash beschleunigte sich gestern. Dennoch sind Züge einer Panik, die sich beispielsweise in einer Put-Call-Ratio um 1,5 ausdrücken könnten, weiterhin nichtsichtbar. Eher ist es so, dass die Investoren Tag für Tag ein Stückchen mehr aussteigen.
In Anlehnung an das Märchen von Hans-Christian Andersen namens „Des Kaisers neue Kleider“ erkennen immer mehr Menschen, dass der Kaiser (sprich: Das US-Finanzsystem) ohne Kleider dasteht. Über die Citigroup schreibt Bloomberg, dass das Finanzunternehmen über „mysterious assets“ im Wert 1,1 Trillionen außerhalb dereigenen Bilanz verfüge. Diese würden einen Schatten auf die eigentliche Bilanz werfen.
In dieser Woche werden einige Banken ihre Quartalszahlen veröffentlichen. Dann sollte ein wenig mehr Licht ins Dunkel kommen. Man sollte sich auch sich vergegenwärtigen,dass eine Trillion im US-Gebrauch für eine Billion im deutschen Sprachgebrauch steht. Zur Erläuterung habe ich den folgenden Artikel aus Wikipedia kopiert.
Das Wort Trillion ist ein Zahlwort, das für eine Zahl steht. Die Bedeutung ist je nach Sprache unterschiedlich. Im Deutschen und Französischen steht es für eine Million hoch 3 (daher die Vorsilbe tri) und ergibt folglich 1018, eine Eins mit 18 Nullen:
1.000.000.000.000.000.000
Im US-Englischen steht die Trillion allerdings für 1012, zu Deutsch Billion. Im Britischen Englisch wird es aufgrund des amerikanischen Einflusses sowohl für 1012 als auch traditionell für 1018 gebraucht. Daher ist bei Übersetzungen aus dem Englischen Vorsicht angebracht.
Zweitens halte ich es für wichtig, festzustellen, dass wir seit Beginn der Finanzkrise in ganz neuen Zahlendimensionen denken. Der Umgang mit Billionen und Trillionen ist sozur Gewohnheit geworden, wie wir früher mit dem Begriff „Million“ oder allenfalls noch „Milliarde“ umgingen. Lediglich in der Hyperinflation von 1923/24 gehörten die aktuellenBegrifflichkeiten zum normalen Sprachgebrauch.
In der Statistik der am meisten gehandeltenWerte (NYSE) fanden sich gestern u.a. die folgenden Zahlen. Die Position steht für die Rangfolge im absoluten Handelsumsatz; der Prozentsatz steht für den Tagesverlust.
1 FredMac (FRE) -8,26%
2 FannieMae (FNM) -5,07%
3 WashMut (WM) -34,75 %
4 Wachovia (WB) -14,73%
5 Citigroup (C) -5,99%
7 LehmnHldg (LEH) -14,07%
8 BankAm (BAC) -7,01%
9 NtlCity (NCC) -14,71%
11 WellsFargo (WFC) -6,22%
12 JPMorgChas (JPM) –4,43%
14 US Bcp (USB) -9,36%
15 MerLyn (MER) -6,27%
25 MorgStan (MS) -5,05%
37 GenMotor (GM) -5,44%
46 SvrnBcp (SOV) -14,15%
48 GoldmanSachs (GS) -2,34%
49 AmExpress (AXP) -4,34%
Man sieht, dass die Bankenwerte gestern die Handelsumsatzliste anführten. Washington Mutual, Wachovia, Lehman, National City und Sovereign Bankcorp verloren zweistellig.
US-Finanzminister Paulson hat am Wochenende sinngemäß erklärt, dass die US-Regierung „nicht dazu da sei, die Aktionäre von angeschlagenen Finanzdienstleistern zu retten“. Im Bankensektor greift die Angst, dass zwar die Einlagen der Verbraucher gerettet werden könnten, dafür aber die Aktionäre das Nachsehen haben werden. Eine zweite Angst der Anleger ist diejenige, dass für die Rettung des US-Hypotheken- und Bankensystems Unmengen von US-Dollar benötigt werden.
Laut Ex-US-Fed-Präsident Poole kreieren die USA derzeit Inflation. Der Schluss liegt nahe, dass sie es tun, um das Bankensystem mit Inflationsgeld (sprich wertlosem Papier) zu retten. Ein Weginflationieren“ ist die bequemste Art, mit einer derart gesteigerten Schuldenproblematik umzugehen. Ganz anders die EZB, die den Leitzins jüngst erhöht hat und em „Inflationsdrachen“ den Kopf abschlagen will. Unterschiedlicher können die Zentralbank-Konzepte nicht sein. Deshalb steigt der Euro gegenüber dem US-Dollar, obwohl die Rezessionsgefahr in Deutschland und Europa deutlich anzieht.
Neben dem Euro profitieren auch Gold und Silber als alternative Zahlungsmittel. Hingegen scheint bei Platin und anderen Rohstoffen die Luft ein wenig raus zu sein. Dies spricht dafür, dass die jüngste Nachfrage nach Gold und Silber nicht mehr konjunkturgetrieben ist, sondern ein Sicherheitsbedürfnis befriedigt.
Fazit: Gold, Silber und der Euro profitieren von der Art und Weise, wie die US-Regierung die System bedrohende Krise im US-Finanzsektor bekämpfen möchte. Die im Ausland operierenden US-Unternehmen werden unter diesen Umständen ihre „Valuta“ schön im Ausland lassen und es nicht repatriieren. Im Gegenteil: Es ist wahrscheinlich, dass viele US-Unternehmen, US-Fonds und US-Privatleute ihre Dollars in Euro tauschen werden.