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Südosteuropa-Börsen: Phoenix aus der Asche

Börse Sofia beginnt die Aufholjagd. Serbien mit EU-Konvergenzchancen. Börse Mongolei +70%. Revolution in Libyen könnte Nachahmer in China finden. Ölpreis explodiert. Inflationsgefahren steigen.


von Andreas Männicke
„Die Verlierer der Vergangenheit sind oft die Gewinner der Zukunft!“ Mit dieser Leitmaxime für Emerging Markets  lässt sich sogar Geld verdienen. Mit anderen Worten bedeutetes dies, dass es sich lohnt auch auf Nachzügler zu setzen. So zählten die meisten Südosteuropa-Länder durch die bekannte „PIGS“-Verschuldungsprobleme zum Teil in 2010 noch zu den Verlierern und Underperformern. Die PIGS-Länder sprengten fast den Euro und hinterließen verbrannte Erde. In diesem Jahr stiegen aber die Südosteuropabörsen wie Phoenix aus der Asche wieder deutlich an und konnten damit andere Börsen deutlich outperformen.

So zählten bis Mitte Februar die Börsen aus Sofia (+20%), Serbien (+15%), Kroatien (+10%), Rumänien (+8%)  zu den Top-Performern unter den Weltbörsen. Nicht viel schlechter schnitten die Börsen aus dem Baltikum und den GUS-Republiken ab: (Ukraine +13%), Estland (+9%), Lettland (+7%) und Kasachstan (+4%). 

Nach den Unruhen in Libyen fielen zwar auch diese Südosteuropa-Börsenletzte Woche leicht, erholten sich aber am Freitag auch wieder kräftig, nachdem sich in Libyen jetzt eine Lösung im Sinne der Opposition abzeichnet und sich auch der Weltsicherheitsrat hinter die Opposition stellt. So stieg der SOFIX-Index der Börse Sofia (Bulgarien) am Freitag schon wieder um 3,1%. Die Börse Bukarest (Rumänien)  verlor zuvor kaum an Wert und bewegt sind seit 2 Wochen seitwärts. Die Börse Belgrad  in Serbien konnte sich am Freitag um 0,71% erholen. Die Abgaben waren zuvor aber auch nicht so stark.  Am Freitag stieg der ROTX-Index um 1,03%. Der SETX-Index, der den Raum Südosteuropa abdeckt,  fiel in den letzten Tagen auch nur leicht und schloss am Freitag mit 0,63% im Plus.

Von daher sollten Sie in diesem Jahr genau diese Länder auf die Watch-list nehmen und sich einen eigenen „Exoten-Osteuropa-Cocktail“ zusammenstellen. Die Aktienkurse der Börsen aus Serbien, Bulgarien und Rumänien befinden sich jeweils noch über 70% unter den Höchstständen aus dem Jahr 2008. Daher haben die Südosteuropabörsen noch erhebliches Nachholpotential.


Die russischen Ölaktien profitieren mittelbar von den aktuellen Unruhen im arabischen Raum durch den stark gestiegenen Ölpreis. Der hohe Ölpreis bringt zwar auch Inflationsgefahren, aber für Russland auch hohe windfall profits. Beachten Sie daher nach der Korrektur das neue Russland-Aktien-Zertifikat von Goldman Sachs (WKN GS4EZ9, Kurs 95 €). Nach der starken Korrektur der letzten Tage infolge der Unruhen in Libyen stieg der Kurs des Zertifikates am Freitag um 2,81%, während der RTS-Index nur um 1,67% auf 1963 Indexpunkte zulegen konnte.

Es bleibt jetzt abzuwarten, wie sich die Revolution in Libyen weiterentwickelt und auch auf andere arabische Länder ausweitet und wie stark der Ölpreis weiterhin spekulativ ansteigt. Saudi-Arabien hat vorsichtshalber schon mit einem 38 Mrd USD-Programm reagiert, um damit vor allem die Jugend zu beruhigen und die Inflationsgefahren einzudämmen. Wenn es eine Revolution in Saudi-Arabien geben würde, hätte dies erhebliche Auswirkungen für die Weltbörsen, da Saudi-Arabien ein wichtiger strategischer Partner der USA ist.

Aber auch in Indien und vor allem China brodelt es jetzt. Die arabischen Revolutionen scheinen jetzt eine Ansteckungsgefahr in vielen Emerging Markets  zu haben, denn alle haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie stark steigende Lebensmittelpreise und eine hohe Jugendarbeitslosigkeit auch bei Akademikern. Besonders brisant ist dies für China. Eine geplante Großdemonstration wurde heute in China durch die Polizei gewaltsam im Keim erstickt. Westlichen Medien wurde die Übertragung untersagt. Falls es in China zu einer Revolution käme. wäre dies ein „black swan“ für die Weltbörsen, denn dies könnte das rasante Wachstum mindern. Es gibt über 100 Mio. Wanderarbeiter und über 50 Mio. Arbeitslose in China. Das ist ein gewaltiges soziales Pulverfass. Auch in China steigt die Lebensmittelinflation rasant an.

Gespannt sein darf man auch, ob die Opposition im Iran jetzt zum Zuge kommt. Auch hier rechne ich mit blutigen Auseinandersetzungen. Nach Libyen dürfte Iran das nächste brisante Thema im Weltsicherheitsrat werden, der nun Sanktionen wie ein Waffenembargo gegen Libyen ausgesprochen hat, ausländische Konten der Herrscherfamilien wurden eingefroren; es wurden Reiseverbote für die herrschende Familie ausgesprochen und es soll auch gegen sie gerichtlich beim internationalen Gerichtshof in Den Haag vorgegangen werden, wenn sie weiterhin Völkermord betreiben.  Eine Verhängung eines Flugverbots wurde aber nicht ausgesprochen, so dass ausländische Söldner weiter einfliegen und töten können.  Diese Sanktionen wurden nur als erster Schritt bezeichnet; eine militärische Option wurde nicht ausgeschlossen, wobei dies eine sehr gefährliche Option wäre.

Der Osten Libyens ist schon in der Hand der Opposition und auch Teile der Stadt Tripolis. Gaddafi, der mit aller Macht die Macht behalten will und nun ein Bürgerkrieg gegen das eigene Volk führt,  ist ein Mann von gestern, der Justizminister hat schon eine Übergangsregierung übernommen und in drei Monaten soll eine neue Regierung gewählt werden. Aber noch wehrt sich Gaddafi erfolgreich in seiner Bastion Tripolis. Auch andere totalitäre Systeme werden es jetzt schwer haben, zu überleben.

Diese Revolutionen bergen zwar einerseits Chancen für Demokratie und Freiheit, anderseits aber auch hohe Risiken für die Weltbörsen und die Weltwirtschaft. Ein zu hoher Ölpreis könnte viel vom Öl abhängige Länder wieder in eine Rezession bringen. Libyen produzierte zuvor  2 Mio. Barrel am Tag, wobei das meiste Öl in die USA und nach Italien exportiert wird. Libyen ist für 2% der weltweiten Ölproduktion verantwortlich. Die Ölproduktion nimmt täglich ab, was wiederum zur Erhöhung des Ölpreises führt. Dennoch gibt es im Moment global noch keine Versorgungsengpässe.

In Tunesien gibt es immer noch gewaltsame Auseinandersetzung und Tote beim Demonstrationen.. Der Chef der Übergangsregierung Rashid Ganushi ist heute in Tunesien zurückgetreten, damit eine positive Übergangsregierung gefunden wird.  Ich bewerte diesen Rücktritt aber negativ, da es nur wenige verlässliche Personen gibt, die einen friedvollen Übergang organisieren könnten. im Irak ging eine wichtige Raffinerie in die Luft. Ägypten befindet sich noch im Vakuum. Bei allen arabischen Ländern wird es schwer werden, dass Vakuum ohne Blessuren zu schließen.

 

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