Bundeswehr findet kaum Freiwillige. Zahl der Freiwilligen bleibt sowohl kurz- als auch mittelfristig drastisch hinter dem Bedarf der Streitkräfte zurück.Guttenberg-Reform führt zu Engpässen bei der Truppe.
Der Bundeswehr drohen nach der Aussetzung der Wehrpflicht erhebliche Personallücken. Wie aus Statistiken des Verteidigungsministeriums hervorgeht, bleibt die Zahl der Freiwilligen bislang sowohl kurz- als auch mittelfristig drastisch hinter dem Bedarf der Streitkräfte zurück. Damit steht der angeschlagene Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) bei seinem wichtigsten politischen Projekt vor einem schweren Rückschlag. Für den Einberufungstermin April entspreche die bisherige Zahl der Freiwilligen nur zehn Prozent des Solls, heißt es in den Unterlagen des Ministeriums von Anfang Februar, die der Financial Times Deutschland (Dienstagsausgabe) vorliegen. So standen dem für April gemeldeten Personalbedarf von 3077 freiwillig länger Dienenden nach altem Muster 306 Interessenten gegenüber. Gemindert wird die Lücke nur durch Wehrpflichtige, die trotz der Aussetzung der Wehrpflicht auf Antrag einen sechsmonatigen Dienst leisten wollen.
Auch für den neuen, am 1. Juli startenden Freiwilligendienst für Frauen und Männer zeichnet sich bislang ein extrem geringes Interesse ab. Guttenberg plant dafür mit bis zu 15000 Freiwilligen pro Jahr, die zwischen zwölf und 23 Monate Dienst tun sollen. Bislang sind allerdings noch viele Fragen zu seiner Ausgestaltung offen, weil das entsprechende Gesetz derzeit noch im Bundestag liegt. Nach ersten Rückmeldungen aus den Kreiswehrersatzämtern ist das Interesse an dem neuen Dienst extrem gering. Der Ministeriumsstatistik zufolge haben als Rückmeldung auf Informationsschreiben an 162091 bereits als tauglich Gemusterte sowie Abiturienten und Fachoberschüler des Abschlussjahrgangs 2011 nur 4011 der Angeschriebenen „konkretes Interesse“ bekundet.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums räumte auf Anfrage der „FTD“ ein, mit dem bisherigen Interesse „noch nicht zufrieden“ zu sein, wandte sich aber gegen voreilige Schlüsse. Ziel sei es, künftig 12 000 Freiwillige pro Jahr zu rekrutieren. „Daran müssen wir uns messen lassen“, sagte er. Der Sprecher verwies auf eine ab März geplante Werbekampagne und ein umfassendes Programm zur Attraktivitätssteigerung des Dienstes in der Bundeswehr.