IEA erwägt wegen Libyen-Krise Öffnung der Ölreserven. Chefvolkswirt Birol: "Wir können täglich 2 Millionen Barrel auf den Markt bringen". „Wir beobachten die Situation stündlich sehr genau, wir stehen in engem Kontakt mit den Regierungen“.
Die Internationale Energie-Agentur (IEA) erwägt angesichts der Situation in Nordafrika, die strategischen Ölreserven anzugreifen. „Wir beobachten die Situation stündlich sehr genau, wir stehen in engem Kontakt mit den Regierungen“, sagte IEA-Chefvolkswirt Fatih Birol der Financial Times Deutschland (Donnerstagsausgabe).
Zwar sei in der vergangenen Woche bei Beratungen entschieden worden, derzeit noch kein Öl aus den Reserven auf den Markt zu werfen. Dazu sei man aber bereit. „Falls sich die Notwendigkeit ergibt, verfügen wir über substantielle Vorräte“, sagte Birol. Sie seien mehr als ausreichend, um die frühere Produktion Libyens von 1,6 Millionen Barrel täglich auszugleichen. „Wir können täglich zwei Mio. Barrel auf den Markt bringen, und das zwei Jahre lang ununterbrochen“, sagte der Experte. Bislang gleiche Saudi-Arabien die Lieferausfälle in Libyen mit erhöhter Förderung aus.
Die IEA war 1973 von 16 Industriestaaten als Reaktion auf die erste Ölkrise gegründet worden. Heute gehören ihr zwei Dutzend Staaten an. Bei Versorgungskrisen hat die Organisation die Märkte bereits mehrmals mit Verkäufen aus Vorräten gestützt, zuletzt von März bis Dezember 2003 während des Irak-Kriegs. Die bisher größte Stützungsaktion gab es während der Iranischen Revolution 1979, als die IEA sechs Monate lang täglich 5,6 Mio. Barrel (je 159 Liter) auf den Markt warf. Zwei Drittel der IEA-Vorräte sind bei der Ölindustrie gelagert, rund ein Drittel untersteht unmittelbar dem Zugriff der Mitgliedsregierungen.