Vermögensverwalter sehen für Gold keine große Zukunft: "Es erinnert mich an die Tulpen-Spekulation im 17. Jahrhundert in Holland. Der Goldpreis ist spekulationsgetrieben, und im Gegensatz zu Aktien und Anleihen trägt Gold keine Früchte."
Investment.com zum befragte drei Vermögensverwalter* zum Thema "Gold". Auszug aus dem Interview:
DAS INVESTMENT.com: Was sagt es über Anleger aus, wenn auf Kreuzfahrtschiffen und in Fußgängerzonen Automaten stehen, an denen sich Leute Goldbarren ziehen können?
Hölscher: Das könnten Vorboten einer Blase sein.
Heller: Ja, es klingt nach einer Hausfrauen-Rally.
Stubenrauch: Bei den kleinen Stückelungen muss der Goldpreis um 30 Prozent steigen, nur damit Sie überhaupt in die Gewinnzone kommen. Damit wirkt es wie eine Modeerscheinung, die nichts mit nachhaltigem Investieren zu tun hat.
Heller: Es erinnert mich an die Tulpen-Spekulation im 17. Jahrhundert in Holland. Der Goldpreis ist spekulationsgetrieben, und im Gegensatz zu Aktien und Anleihen trägt Gold keine Früchte. Als Anlageklasse eignet es sich deshalb im Grunde nicht. Physisch habe ich selbst jedoch auch etwas Gold für Krisenzeiten.
Stubenrauch: Als Wertaufbewahrungsmittel in der Krise ist es geeignet. Aber dann davon leben? Das wird nicht gehen, wer soll es abkaufen?
Hölscher: Außerdem kann der Durchschnittsanleger gar nicht genug Gold kaufen, ohne dass es ihm die Asset Allocation zerstört. Deshalb darf es für ihn gar kein so großes Thema sein.
DAS INVESTMENT.com: Staaten stecken in Schuldenfallen, Geld für Rettungsschirme taucht auf oder nicht. Wie kann man einem Kunden etwas erklären, das für einen selbst schwer zu fassen ist?
Stubenrauch: Ich sehe das Gute an der Sache und erkläre das auch meinen Kunden. Die neu angestoßenen Wirtschaftsreformen hätte es ohne die Krise niemals gegeben. Länder machen sich fit für die Zukunft. Die Eurokrise sehe ich eher durch die Medien getrieben, als dass sie wirklich existiert hätte. Die USA stehen hinsichtlich ihrer Schulden deutlich schlechter da als Europa und haben noch nicht einmal ernste Reformen begonnen.
*)Oliver Heller stieg Anfang 2003 als Teilhaber und Vorstandsmitglied beim Stuttgarter Family Office A/Ventum ein. Es regelt die wirtschaftlichen Angelegenheiten wohlhabender Familien, die kein eigenes Family Office betreiben können oder wollen. / Stefan Hölscher ist Chef und Gründer der Hannoveraner Vermögensverwaltung Hölscher Invest, die auf die Beratung von Mittelständlern spezialisiert ist. / Wilfried Stubenrauch ist seit April 2001 Geschäftsführer von Fikon Finanz-Konzepte und betreut rund 20 Millionen Euro. 2010 zeichnete ihn das Magazin "Euro" als "Finanzberater des Jahres" aus.