Horst Köhler sieht Europa vor „Zerreißprobe“. Es gehe nur noch um die „Suche nach der am wenigsten schlechten Lösung“ - „Sie wird in jedem Fall politisch und finanziell teuer.
Zum ersten Mal seit seinem Rücktritt vor einem Jahr hat sich Horst Köhler wieder zu Wort gemeldet. Im Interview mit der ZEIT warnte der ehemalige Bundespräsident vor einer beispiellosen europäischen „Zerreißprobe“. Es müsse darum gehen „aufzurütteln, damit die Deutschen begreifen, was auf dem Spiel steht. Die Euro-Gruppe und das ganze europäische Projekt stehen wegen gravierender politischer Versäumnisse in der Vergangenheit vor einer nie da gewesenen Zerreißprobe“.
Es gehe nur noch um die „Suche nach der am wenigsten schlechten Lösung“, so Köhler. „Sie wird in jedem Fall politisch und finanziell teuer. Für Deutschland wird aber alles teurer, wenn Europa auseinanderfällt. Man kann den Deutschen erklären: Es ist in unserem Interesse, es dient der Sicherung von Arbeitsplätzen und Wohlstand in unserem Land, dass das europäische Projekt nicht scheitert.“
Auf die Frage, ob die Unterstützung für alle von der Schuldenkrise betroffenen Länder gelten solle, also für Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und Italien, sagte Köhler: „Ja, natürlich. Ohne diese Länder wäre Europa nicht Europa. Wir wären töricht, das gering zu schätzen.“